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"World Invasion: Battle Los Angeles": Viel Alien um nichts

Foto: Sony Pictures

Kino-Spektakel "Battle Los Angeles" Die Riesenkalmare kommen!

Außerirdische Monster überfallen mal wieder die Welt. Warum auch nicht? Doch statt einer flotten Untergangssause bietet das US-Kinospektakel "World Invasion: Battle Los Angeles" leider nur Science-Fiction-Klischees aus der Mottenkiste - und reichlich uncharismatische Aliens.

Wenn im Science-Fiction-Kino außerirdische Lebensformen auf der Erde landen, gibt es eigentlich nur zwei Szenarien: Entweder haben die Besucher friedliche Absichten oder aber sie wollen gleich den ganzen Planeten erobern. Für Aliens mit froher Botschaft stehen einige Filme, wie etwa das Original von "Der Tag, an dem die Erde stillstand", "Unheimliche Begegnung der dritten Art", "Starman" und natürlich "E.T". Die feindseligen Vertreter bringen es auf weit mehr Produktionen, und seit den fünfziger Jahren greifen sie auf der Leinwand zumeist in zwei Variationen an: Einige wählen die schleichende Unterwanderung, exemplarisch vorgeführt im Paranoia-Klassiker "Die Körperfresser kommen", die anderen bevorzugen offene Gewalt und zerlegen in der Tradition von "Krieg der Welten" gleich ganze Städte.

Wie schon der etwas holprige deutsche Verleihtitel verrät, gehört "World Invasion: Battle Los Angeles" zu letzterer Kategorie. Und auch die schmale Handlung des ersten Big-Budget-Films von Horror-Regisseur Jonathan Liebesman ("The Killing Room") ist damit schon fast zusammengefasst: Eine Alien-Armee landet auf der Erde und überfällt vom Meer aus alle Kontinente. An der amerikanischen Westküste ist allein Los Angeles noch nicht gefallen, weshalb das von der Invasion überrumpelte und technisch unterlegene Militär die Stadt unbedingt halten muss.

Soweit die Ausgangssituation, mit der sich nun eine kleine Einheit von US-Marines konfrontiert sieht. Unter dem Kommando ihres jungen Leutnants, der selbstredend frisch und unerfahren von der Akademie kommt, sollen die Soldaten versprengte Zivilisten aus einem mittlerweile vom Feind besetzten Stadtteil bergen. Erwartungsgemäß läuft die Mission keineswegs wie geplant, so dass sich der Trupp bald im Häuserkampf mit der marodierenden Weltraumsoldateska wiederfindet. Doch zum Leidwesen der Aliens übernimmt im Gefecht bald Sergeant Nantz (Aaron Eckhart) das Kommando. Der kampferprobte Muster-Marine atmet Pflichterfüllung, würde wohl notfalls mit bloßer Hand ein Ufo vom Himmel holen und drechselt bei Bedarf markige Durchhalteparolen. Kurzum, selbst das martialischste Marsmännchen muss sich warm anziehen, wenn der kantige Sergeant ins Feld zieht.

SciFi-Klischees, lustlos zusammengerafft

Natürlich wird die multiethnische Einheit, zu der auch noch Action-Latina Michelle Rodriguez als weibliche Verstärkung stößt, vom vorbildlichen Einsatz ihres Anführers inspiriert. Selbstverständlich haben die Aliens eine Schwachstelle, die es zu finden und auszunutzen gilt. Und es bedarf auch eigentlich keiner Erwähnung, dass Heldentode gestorben und zugleich größtmögliche Gefahren überlebt werden.

Diese Klischeedichte ist an sich kein Problem, schließlich braucht eine flotte Untergangssause nicht zwingend neue Ideen. Doch zumindest sollte man sein aus dem Science-Fiction-Fundus zusammengerafftes Material mit professioneller Sorgfalt und Leidenschaft für das Genrekino behandeln. Beides lässt Liebesmans lustlose Sandkastenschlacht schmerzlich vermissen, weshalb sich das Interesse schnell erschöpft.

Ein naturalistischer Kriegsfilm aus der Sicht der Fußsoldaten will der Film sein, aber ein sträflich schludriger Schnitt sowie willenlos wechselnde Kamerawinkel sorgen nicht für Spannung, sondern lediglich für Desorientierung und Langeweile an der Alien-Front. So versagt "World Invasion" bereits im Boot Camp der Filmgrammatik und wirkt meist wie ein überlanger Trailer, der kein Gefühl für Raum und Rhythmus besitzt. Goldstandard im Subgenre "Militär vs. außerirdische Monster" bleibt damit ohne Frage James Camerons "Aliens" (1986), der bereits vor gut einem Vierteljahrhundert demonstriert hat, wie man dynamische Action-Sequenzen ohne Verzicht auf Erzähllogik inszeniert.

Uncharismatische Besucher aus dem All

Zudem konnte Cameron einnehmende Identifikationsfiguren und einen wirklich formidablen Gegner präsentieren. "World Invasion" hingegen lässt das Personal um den redlich bemühten Aaron Eckhart in einem endlosen Wehrertüchtigungsspot versauern, und bietet obendrein die wohl mit Abstand uncharismatischsten Besucher aus dem All auf: Überdimensionierte Kalmare mit reichlich Blechbeschlag, aber ohne Ausstrahlung oder erinnerungswürdige Auftritte. Roland Emmerichs Außerirdische durften in "Independence Day" immerhin mit riesigen Raumschiffen die Welt verdunkeln und zur Freude des Publikums diverse Sehenswürdigkeiten hochjagen. Aber da Liebesmans Film in einer beliebigen Ruinenkulisse spielt, können sich seine Extraterristen nicht mal durch die Zerstörung signifikanter Bauwerke profilieren.

Wenigstens verdankt ihnen der gerade aufgrund seines penetranten Landserhumors äußerst unwitzige Film den einzig wirklichen, wenn auch unfreiwilligen Lacher. Denn früh im Film verkündet ein Wissenschaftler, warum die Außerirdischen eigentlich zur Erde gereist sind - sie wollen unser Wasser. Diese Erkenntnis interessiert in Folge allerdings herzlich wenig. Und da der Film es nicht schafft, die globale Dimension des Raubzugs zu illustrieren, wirkt die Nachricht im Kontext der hysterischen Szene nachgerade putzig.

Wasser, soso. Das hätten sie, mal gute Gastmanieren vorausgesetzt, wirklich einfacher haben können. Ihnen und uns wäre viel Lärm um nichts erspart geblieben.

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