Familienfilm "Paddington" Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären!

Familienfilm "Paddington": Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären!
Foto: Studiocanal
Familienfilm "Paddington": Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären!
Foto: StudiocanalTraurig sitzt der Bär nachts allein auf dem Bahnsteig von Paddington Station, um den Hals einen Zettel "Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären. Danke!" Den ganzen Tag hat er schon darauf gewartet, dass irgendjemand die Bitte ernst nimmt und ihm ein Zuhause gibt. Doch die Londoner sind eilig an ihm vorbeihastet, haben ihn ignoriert, angerempelt, so wie er eben ist, der hektische Büromensch auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause.
Was für ein Glück, dass Mary Brown (Sally Hawkins, "Happy-Go-Lucky") zufällig vorbeikommt, die freundliche, überkandidelte Kinderbuch-Illustratorin, die eine Schwäche für alle hat, die Herzenswärme nötig haben. Gegen den Protest ihrer Familie lädt sie den hungrigen Paddington erst zum Essen ins Bahnhofsrestaurant und dann nach Hause ein. Dort bringt er natürlich alles durcheinander: schockt den Vater, einen Risikomanager (Hugh Bonneville aus "Downton Abbey"), nervt die Tochter, zeigt dem Sohn, dass ein Treppengeländer eine tolle Rutsche ist und setzt das Badezimmer unter Wasser. Je mehr Chaos Paddington anrichtet, umso liebenswerter wird er. Für den Zuschauer. Vor 56 Jahren erschien das Kinderbuch "A Bear Called Paddington" von Michael Bond in Großbritannien. Es wurde zum Klassiker, viele weitere Bände folgten. Jetzt kommt der Bär zum Start der Weihnachtszeit ins Kino - in einer aufwendigen Mischung aus Real- und Animationsfilm. Wie ein Steiff-Teddy sieht Paddington aus, mit rotem zerknüllten Hut, in dem für den Notfall ein Marmeladenbrot versteckt ist, und mit blauem Dufflecoat, seine Haare wehen im Wind, sein Bauch wippt, wenn er läuft. Und er kann die Augen zu einem ziemlich bösen Blick verengen, wenn es denn sein muss. Es muss aber nur selten sein, denn Paddington ist ein außergewöhnlich höflicher, etwas altmodischer Bär.
Schicksalsschlag in der Bärenheimat
Regisseur und Drehbuchautor Paul King, der zuvor u.a. bei "The Mighty Boosh" Regie führte, entwickelte aus den ersten Kapiteln des ersten Bandes die Geschichte des Films: Ein britischer Forscher entdeckt die zivilisierten Bären im "finstersten Peru" und lässt sie zurück mit einer Schallplatte zum Englischlernen, dem Rezept für Orangenmarmelade, seinem Hut und dem Versprechen, sie seien in London immer "herzlich willkommen". Als ein schweres Erdbeben die Bärenheimat im Dschungel zerstört, schickt Tante Lucy den kleinen Paddington nach London und zieht sich selbst ins Heim für Bären im Ruhestand zurück.
Die Browns nehmen den kleinen Bären für ein paar Tage auf. Paddington wünscht sich heimlich, ein echtes Familienmitglied zu werden, doch das machen die Nerven von Vater Brown nicht mit. Die Familie ahnt allerdings nicht, dass die böse Tierpräparatorin Millicent (Nicole Kidman) vom Naturhistorischen Museum, die aussieht wie ein Bond-Girl, den sprechenden Bären fangen, ausstopfen und in einer Vitrine ausstellen will.
Man kann "Paddington" durchaus als Film verstehen, der die aktuelle Flüchtlingsthematik aufgreift. Deshalb analysierte ein britischer Anwalt für Einwanderungsrecht den Film und kam zu dem Schluss, dass den Browns 14 Jahre Knast drohen und dem Bären die Abschiebung. Falls sich nicht ein milder Richter findet und die Browns den Bären formal adoptieren. Tatsächlich dachte der Buchautor Bond an Kriegswaisen, als er den Zettel "Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären. Danke!" erfand.
Im Kern ist "Paddington" aber kein politisches Aufklärungswerk, sondern ein versöhnlicher Weihnachtsfilm. Er mixt die klassischen Zutaten zu leicht verdaulicher Unterhaltung zusammen: eine Familie mit granteligem Vater und exzentrischer Mutter, mit aufsässiger Tochter und introvertiertem Sohn; ein herzensguter Protagonist, der die Familie wieder zusammenschweißt. Im Treppenhaus des Brownschen Heims ist ein Baum mit rosa Blättern und Blüten an die Wand gemalt. Anfangs sind es wenige, als Papa Brown den Bären vor die Tür setzen will, fallen sie alle ab, und am Ende, Überraschung, ist er üppig bestückt.
Letztlich ist "Paddington" wie ein Weihnachtskeks: süß und gut gewürzt - so, wie ein Plätzchen zu den Feiertagen eben schmecken soll.
UK 2014
Buch und Regie: Paul King
Mit: Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Nicole Kidman, Julie Walters, Peter Capaldi, Jim Broadbent, Madeleine Harris, Samuel Joslin und Elyas M'Barek als Paddingtons Stimme
Produktion: StudioCanal, Anton Capital Entertainment, TF 1 Films et al.
Verleih: StudioCanal
Länge: 95 Minuten
FSK: ab 0 Jahren
Start: 4. Dezember 2014
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Am Bahnhof Paddington finden Mrs. Brown (Sally Hawkins) und ihre Familie einen kleinen Bären - und benennen ihn nach seinem Fundort.
Weil Paddington allein aus seiner Heimat Peru nach England gereist ist, drängt Mrs. Brown darauf, ihm Unterschlupf zu gewähren. Doch Mr. Brown (Hugh Bonneville) ist davon nur wenig angetan.
Verständlich, denn Paddington richtet jede Menge Chaos an.
Von Mr. Gruber (Jim Broadbent) erhofft sich Mrs. Brown Hinweise auf Paddingtons Herkunft und Geschichte.
Schnell lebt sich der kleine Bär in London ein und fährt nicht nur mit viel Spaß U-Bahn...
...sondern besucht auch einen British Guard.
Im Naturhistorischen Museum erwartet den ahnungslosen Bären allerdings Gefahr.
Millicent (Nicole Kidman) lädt ihn zu sich ins Labor ein.
Dabei hat die Tierpräparatorin Böses vor: Sie will den Bären fangen und in einer Vitrine ausstellen.
Und auch Mr. Curry (Peter "Doctor Who" Capaldi) ist der Bär ein Dorn im Auge: Der Nachbar der Browns mag keine Fremden in seiner Nähe.
Im britischen Original spricht Ben Whishaw ("Das Parfum") den animierten Bären. In Deutschland hat "Fack ju Göhte"-Star Elyas M'Barek (im Bild) den Part übernommen.
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