Kinodebakel "Labor Day" Die Weiber wollen's doch so!

Kinodebakel "Labor Day": Die Weiber wollen's doch so!
Foto: ParamountKinodebakel "Labor Day": Die Weiber wollen's doch so!
Foto: ParamountUm die erotische Aufladung des gedeckten Obstkuchens hat sich das amerikanische Kino schon länger nicht mehr bemüht. 15 Jahre nach "American Pie" kommt jetzt Jason Reitman das Verdienst zu, den Status des Backwerks als eine der stimulierendsten Filmrequisiten aller Zeiten zu untermauern.
Während bei "American Pie" noch ein fertig gebackener Apfelkuchen als Anschauungsmaterial für die jungfräulichen Filmhelden fungierte, entfaltet bei Reitmans neuem Film "Labor Day" ein Pfirsichkuchen schon bei der Zubereitung seine betörende Wirkung. So sinnlich vermengt Frank (Josh Brolin) Fruchtstücke und Zucker mit der Hand, dass er Adele (Kate Winslet) nicht nur erotisch in den Bann schlägt: Seine überaus kompetente Kuchenpräparation lässt sie sogar vergessen, dass er ein entflohener Schwerverbrecher ist, der sich unter Gewaltandrohung bei ihr und ihrem 13-jährigen Sohn Henry (Gattlin Griffith) vor der Polizei versteckt hält.
Wenn Ihnen das klischiert oder gar unglaubwürdig erscheint, seien Sie beruhigt: In "Labor Day" geht Liebe nicht nur durch den Magen. Sie geht auch durch Regenrinne säubern, Rasen mähen und sich liebevoll um behinderte Nachbarsöhne kümmern. Frank ist nämlich nicht nur ein wunderbarer Koch (Sie sollten sein Chili con Carne versuchen!), er ist auch ein umsichtiger Handwerker, dem komplizierte Reparaturen ebenso leichtfallen wie ein väterlich-ermunterndes Wort für den geistig behinderten Jungen von nebenan.
Einer der größten Fehlgriffe ihrer Karrieren
Ob es Frank mit seinen festen Händen, seinem vollen Haar und seiner wohldefinierten Bauchmuskulatur auch schafft, bei der seit ihrer Scheidung in Depressionen verfallenen Adele wieder Lebensfreude, ja vielleicht sogar erotische Leidenschaft zu entfachen? Sie werden es sich denken können...
Was Sie dagegen nicht tun sollten: "Labor Day" ernst nehmen. Dann würden Sie womöglich verzweifeln ob des Umstands, dass mit Brolin und Winslet zwei tolle Schauspieler hier in einem der größten Fehlgriffe ihrer Karriere zu sehen sind. Darüber hinaus würde Ihnen wahrscheinlich der Kopf platzen, würden Sie an die schönen Filme denken, die Jason Reitman zuvor gemacht hat - "Juno", "Young Adult" oder "Up in the Air" etwa.
Danach kämen Sie wohl auch ins Grübeln, warum jemand, der bislang ein großartiges Gespür für komplexe, aufregende Frauenrollen gezeigt hat, jetzt eines der reaktionärsten Figurenensembles der jüngeren Zeit auffährt - eines, bei dem bis auf Adele jede Frau gierig, manipulativ, ehebrecherisch und gewalttätig gegenüber ihren Kindern ist. Und vielleicht würden Sie sich sogar fragen, ob die Geschichte von Adeles Erlösung aus der Passivität durch das resolute Eingreifen eines Gewaltverbrechers sich nicht wie eine sublimierte Vergewaltigungsphantasie lesen lässt, bei der die Frau nicht weiß, was sie wirklich will, bis es sich der Mann rücksichtslos nimmt.
USA 2013
Regie: Jason Reitman
Buch: Jason Reitman nach dem gleichnamigen Roman von Joyce Maynard
Darsteller: Kate Winslet, Josh Brolin, Gattlin Griffith, Tobey Maguire, Maika Monroe
Produktion: Indian Paintbrush, Mr. Mudd, Right of Way Films
Verleih: Paramount Pictures
Länge: 111 Minuten
Start: 8. Mai 2014
Offizielle Website zum FilmNein, nein, das sollten Sie alles möglichst nicht denken. Denn dann kämen Sie wahrscheinlich zu dem Schluss, dass "Labor Day" einer der übelsten Filme der letzten Jahre ist. Und das wollen wir hier nun wirklich nicht insinuiert haben.
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Die depressive Adele (Kate Winslet) wagt sich nur ungern aus dem Haus. Zu Recht, wie sich bei einem Einkauf im Supermarkt herausstellt: Hier trifft sie zusammen mit ihrem Sohn Henry (Gattlin Griffith) nämlich auf den flüchtigen Schwerverbrecher Frank (Josh Brolin), der sie zwingt, ihn mit nach Hause zu nehmen.
Über den Feiertag Labor Day will sich Frank bei Adele vor der Polizei verstecken. Dazu braucht es zunächst etwas Gewalt,...
...aber bei der gemeinsamen Zubereitung eines Pfirsichkuchens kann Frank Adele davon überzeugen, dass er trotz allem ein guter Mensch ist.
Aber nicht nur in der Küche ist Frank die langersehnte Rettung: Auch bei sonstigen Arbeiten am Haus erweist er sich als äußerst geschickt.
Kein Wunder also, dass Adele schnell alle Bedenken gegen den gesuchten Verbrecher verliert und sich ihm vollends hingibt.
Henry macht derweil auch eine Bekanntschaft mit dem anderen Geschlecht (gespielt von Maika Monroe). Doch im Gegensatz zu Frank, dem Mörder, ist dem Mädchen leider nicht zu trauen - dafür ist es einfach zu manipulativ.
Dass die Polizei Verdacht schöpft, wo sich Frank versteckt halten könnte, hat allerdings andere Gründe.
Damit es nicht so aussieht, als hätte sie ihn bereitwillig beherbergt, lässt sich Adele von Frank fesseln.
Was wird nun aus Adeles Tagträumen von einer Familie, die angeführt wird von einem starken Mann wie Frank?
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