Minarettverbot Fatih Akin sagt Schweiz-Premiere ab

Der Regisseur Fatih Akin hat einen Zürich-Besuch anlässlich der Premiere seines neuen Films "Soul Kitchen" gestrichen. Er fühle sich vom Minarettverbot des Landes "persönlich betroffen." Der Grund für die Entscheidung der Eidgenossen könne nur Angst sein. Aber: "Angst ist die Quelle allen Übels."
Fatih Akin (hier im September 2009): Miteinander der Religionen muss möglich sein

Fatih Akin (hier im September 2009): Miteinander der Religionen muss möglich sein

Foto: Dan Kitwood/ Getty Images

Hamburg - Aus Protest gegen das Schweizer Neubauverbot für Minarette will der türkischstämmige deutsche Filmregisseur Fatih Akin die Premiere seines neuesten Films in dem Land boykottieren. Der Volksentscheid, mit dem die Schweizer vor kurzem den Baustopp durchsetzten, widerspreche seinem Verständnis von Humanismus und Toleranz, erklärte der 36-Jährige am Donnerstag in einem offenen Brief. Er glaube daran, dass "ein harmonisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Rasse und Religion möglich sein muss".

Weiter schrieb Akin: "Da ich Kind muslimischer Eltern bin, die in Minaretten keinen politischen Islam, sondern lediglich die vollständige Architektur ihrer Gotteshäuser sehen, fühle ich mich durch den Volksentscheid auch persönlich betroffen."

Der aus Hamburg stammende Akin wollte am 16. Dezember zur Schweiz-Premiere seiner neuen Komödie "Soul Kitchen" nach Zürich kommen. Die Hommage an seine Heimatstadt und deren multikulturelles Milieu war im September bei den Filmfestspielen von Venedig mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden. Mit seiner Abwesenheit wolle er nun seinen "Unmut" über den Entscheid ausdrücken, schrieb der Künstler: "Ich kann mir das Votum der Schweizer gegen den Minarettbau nur mit Angst erklären. Angst ist die Quelle allen Übels."

In einem Volksentscheid hatten die Schweizer am Sonntag für ein Bauverbot für Minarette in ihrem Land gestimmt. Das Referendum war in der Schweiz selbst, in der EU und vielen islamischen Ländern auf teilweise massive Kritik gestoßen.

sha/AFP/ddp
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten