Olivia de Havilland Wie man Clark Gable zum Weinen bringt
Der Film ist legendär, seine Geschichte hat die Qualität des Mythos, die Darsteller sind Ikonen des amerikanischen Kinos: "Vom Winde verweht", das 1939 entstandene Bürgerkriegsdrama, gilt bis heute als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. In Umfragen rangiert die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Margaret Mitchell noch vor "Star Wars"; in Großbritannien ist sie der meiste gesehene Film überhaupt.
Die berühmten Darsteller Clark Gable, Vivien Leigh und Hattie McDaniel, die als erste Afroamerikanerin für ihre Rolle der Mammy einen Oscar bekam, sind alle tot. Einzig Olivia de Havilland, die im Film die gutherzige Südstaatenschönheit Melanie verkörperte, ist noch am Leben. 65 Jahre nach Erscheinen des Films hat de Havilland nun die Orte aufgesucht, wo "Vom Winde verweht" entstanden ist.
Im Interview mit CNN erinnert sich die Grande Dame der Studio-Ära an die turbulenten Dreharbeiten. Drei Regisseure verschliss das damals im noch seltenen Technicolor produzierte Mammutwerk: Komödien-Spezialist George Cukor ("The Philadelphia Story"), der sich mit dem mächtigen und streitbaren Produzenten David O. Selznick überwarf; Victor Fleming, der den Klassiker "Der Zauberer von Oz" gedreht hatte und am Ende als einziger Regisseur des Films ausgegeben wurde, und Sam Wood, der nach der Fertigstellung von "Goodbye, Mr. Chips" für Fleming einsprang, als dieser krank wurde.
"Als George nicht mehr bei uns war, waren Vivien und ich schocktiert", erinnert sich de Havilland. "Wir hatten unsere Figuren durch die Arbeit mit ihm entwickelt und wollten diese weiter ausbauen. Vivien kam außerdem nicht so gut mit Victor zurecht, aber sie war ein Profi, und so ging es doch weiter."
Im ständigen Wechsel von Regisseuren sei Produzent Selznick letztlich der Garant für kreative Leistung gewesen. "Es war Davids integrativer Einfluss, der die Dreharbeiten am Ende ermöglicht hat", lobt die Darstellerin den Hollywood-Mogul, der seinen Arbeitswahn mit dem Amphetamin Benzedrin befeuerte. "Am Morgen drehte man eine Szene mit Fleming, dann wechselte man das Kostüm und drehte eine weitere mit Sam Wood. Für Schauspieler ist das tödlich. Aber David gab uns den Glauben daran, dass wir es schaffen würden."
Auch die Arbeit mit Clark Gable sei schwierig gewesen. So habe Gable als Rhett Butler in der Szene nicht weinen wollen, in der er von der Fehlgeburt seiner Frau Scarlett erfährt. "Er dachte, es sei unmännlich. So waren Männer damals konditioniert. Es war so schade, dass sie diese Gefühle unterdrücken mussten", erklärte de Havilland. Regisseur Fleming habe damals alles versucht und Gable sogar bei seiner Berufsehre gepackt. "Am Ende gab es einen letzten Versuch", so de Havilland. "Ich sagte 'Ich weiß, dass du es kannst und du wirst wunderbar sein'. Tja, und bevor die Kamera zu laufen begann, konnte man bereits die Tränen in seinen Augen sehen."
Gefragt, ob sie enttäuscht gewesen sei, dass nicht sie, sondern Hattie McDaniel den Oscar für die beste Nebenrolle erhalten habe, gab sich de Havilland überraschend humorvoll und offen. "Zwei Wochen nach der Verleihung brütete ich immer noch über der Tatsache, dass es Gott nicht geben könnte. Eines Morgens wachte ich auf und dachte: 'Es ist wunderbar, dass Hattie den Preis bekommen hat!' Eine Welt, in der statt mir eine afroamerikanische Darstellerin einen Oscar bekommen kann, ist mir lieber."
Am 19. November erschien die aufwändige Special-Edition-Box "Vom Winde verweht" mit vier DVDs. Warner Home Video. 27,49 Euro.