Academy Awards 2023 Oscar für den besten Film geht an »Everything Everywhere All at Once«

In Hollywood wurden zum 95. Mal die Oscars verliehen. Die großen Gewinner sind die Sci-Fi-Komödie »Everything Everywhere All at Once« und der deutsche Kriegsfilm »Im Westen nichts Neues«. Schauspielerin Michelle Yeoh schrieb Geschichte. Die Oscarnacht im Überblick.
Jubelstürme im Dolby Theatre in Los Angels, als sie ihren Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegennahm: Michelle Yeoh wurde, so schien es, nicht nur für ihre Rolle in »Everything Everywhere All at Once« geehrt, sondern für eine beispiellose Filmkarriere

Jubelstürme im Dolby Theatre in Los Angels, als sie ihren Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegennahm: Michelle Yeoh wurde, so schien es, nicht nur für ihre Rolle in »Everything Everywhere All at Once« geehrt, sondern für eine beispiellose Filmkarriere

Foto: Etienne Laurent / EPA

Hollywood kann auch ohne Ohrfeige – nachdem im vergangenen Jahr die tätliche Attacke des Preisträgers Will Smith die Verleihung des wichtigsten Filmpreises der Welt bestimmt hatte, war das Motto diesmal: Showbusiness as usual. Die großen Gewinner der 95. Academy-Awards im Dolby Theatre in Los Angeles waren: der deutsche Kriegsfilm »Im Westen nicht Neues« (vier Oscars) und vor allem die Sci-Fi-Komödie »Everything Everywhere All at Once«, die sieben Auszeichnungen einheimste, unter anderen auch die begehrteste für den »besten Film«.

Wie lief die Oscarnacht? Wer hat triumphiert, worüber wurde gelacht, geweint – und getwittert?

Ein sichtlich gerührter Brendan Fraser gewann den Oscar in der Kategorie »Bester Hauptdarsteller« für seine eindrückliche Performance als übergewichtiger Mann in »The Whale«. Bei seiner Dankesrede war er so aufgeregt und überwältigt, dass er geradezu schnaufte. Er habe bei seinem ersten Karrierehöhenflug in den Neunzigerjahren nicht zu schätzen gewusst, was das damals bedeutete, sagte der 54-Jährige, der schon in Vergessenheit geraten war. Nun wisse er es.

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Die Auszeichnung für die »Beste Hauptdarstellerin« gewann als erste asiatische Darstellerin überhaupt Michelle Yeoh für ihre Rolle in »Everything Everywhere All at Once«. Die 60-Jährige ist einer der größten Stars des asiatischen Action- und Martial-Arts-Kinos und blickt auf eine beispiellose Karriere zurück. Bei ihrer Dankesrede reckte sie triumphierend den Oscar und die Höhe und sagte: »Ladys, lasst euch niemals einreden, dass eure Zeit vorbei ist.«

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Auch der Oscar in der Kategorie »Bester Nebendarsteller« ging mit Ke Huy Quan an ein Mitglied des Ensembles. Gleich danach gab es die nächste Auszeichnung für das Werk von Dan Kwan und Daniel Scheinert: Jamie Lee Curtis wurde »beste Nebendarstellerin«. Die 64-Jährige war erstmals nominiert und wurde am Sonntagabend für ihre Darstellung einer peniblen Steuerbeamtin ausgezeichnet. Es flossen Tränen bei Curtis, die ihren Durchbruch einst mit 19 Jahren als Laurie Strode im Horrorfilm »Halloween« hatte.

Szene aus »Everything Everywhere All at Once«

Szene aus »Everything Everywhere All at Once«

Foto:

Capital Pictures / ddp images

Auch die Preise das »beste Originaldrehbuch« und den »besten Schnitt« und die »beste Regie« gingen an den Film von Dan Kwan und Daniel Scheinert. Das »beste adaptierte Drehbuch« war nach Ansicht der Jurorinnen und Juroren das von Sarah Polley mit »Die Aussprache«. Die erste Auszeichnung des Abends im Dolby Theatre im Stadtteil Hollywood ging an »Guillermo del Toros Pinocchio« als »bester Animationsfilm«.

»Im Westen nichts Neues« hat in L.A. abgeräumt. Der wichtigste Sieg für den deutschen Beitrag ist der für den »besten fremdsprachigen Film«. Damit hat der Film die große Hoffnung auf einen vierten deutschen Sieg in dieser Kategorie erfüllt. »Die Blechtrommel«, »Nirgendwo in Afrika« und »Das Leben der Anderen« wurden zuvor ausgezeichnet.

Felix Kammerer spielt Paul Bäumer in »Im Westen nichts Neues«

Felix Kammerer spielt Paul Bäumer in »Im Westen nichts Neues«

Foto: Netflix

Auch den Preis für die »beste Kamera« gewann der deutsche Beitrag. Die Auszeichnung ging an den britischen Kameramann James Friend. Den dritten Oscar holte der Film in der Kategorie »Bestes Szenenbild«. Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper wurden dafür ausgezeichnet. Den nächsten Oscar gewann »Im Westen nichts Neues« für die »beste Filmmusik«. In der Kategorie »Bestes Make-up/Beste Frisuren« unterlag der deutsche Beitrag Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley, die den Preis für »The Whale« entgegennahmen.

Der Oscar für die »besten visuellen Effekte« ging an James Camerons »Avatar: The Way of Water«. Den Preis für den »besten Dokumentarfilm – lang« heimste »Nawalny« ein, die Dokumentation über den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Nawalnys Ehefrau Julija Nawalnaja richtete emotionale Worte an das Millionenpublikum vor den Bildschirmen. »Bleibe stark, mein Liebster«, sagte sie an ihren Mann gerichtet. Sie träume davon, dass ihr Mann eines Tages wieder freikomme und Russland wieder ein freies Land werde.

Der Oscar für das »beste Kostümdesign« ging an Ruth Carter für ihre Arbeit in »Black Panther: Wakanda Forever«. Sie bedankte sich in ihrer Rede bei ihrer Mutter, die erst vor wenigen Tagen im Alter von 101 Jahren verstorben sei. Schon für »Black Panther« hatte Carter einen Oscar gewonnen.

Die Auszeichnung für den besten Kurzfilm gewann »An Irish Goodbye«. »The Elephant Whisperers« wurde als »bester Dokumentarfilm – kurz« ausgezeichnet. »The Boy, the Mole, the Fox and the Horse« heimste den Preis für den »besten animierten Kurzfilm« ein. »Naatu, Naatu« aus Indiens Beitrag »RRR« hat wie erwartet die Auszeichnung für den besten Song bekommen, »Top Gun: Maverick« die für den »besten Ton«.

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Zum Auftakt der Show hat sich Moderator Jimmy Kimmel über den Ablauf der Gala im vergangenen Jahr lustig gemacht. Wer diesmal gewalttätig werde, bekomme auf jeden Fall den Oscar als bester Hauptdarsteller, sagte Kimmel. Und: »Bitte klatschen Sie kräftig. Und bitte benutzen Sie Ihre Hände nicht für irgendwas anderes.« Große Aufreger sind aber ausgeblieben – als spannendste, originellste oder gar bahnbrechendste Oscarnacht wird die 95. Auflage aber auch nicht in Erinnerung bleiben. Die Witze waren schon mal besser, die Anmoderationen lebhafter. Es ist ein wenig diverser geworden, aber immer noch sehr weiß und männlich geprägt.

Im vergangenen Jahr war die Gala von dem Angriff von Schauspielstar Will Smith auf den Komiker Chris Rock überschattet worden. Smith hatte Rock mitten auf der Bühne eine harte Ohrfeige verpasst, nachdem der Komiker einen Witz über Smiths unter Haarausfall leidende Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht hatte. Er wurde dennoch später mit einem der wichtigsten Preise ausgezeichnet, dem Hauptrollenpreis für seine Darstellung im Drama »King Richard«.

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Die Gewinnerinnen und Gewinner der 95. Oscarverleihung im Überblick:

  • Bester Film: »Everything Everywhere All at Once«

  • Bester internationaler Film: »Im Westen nichts Neues« (Deutschland)

  • Regie: Daniel Kwan und Daniel Scheinert (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Hauptdarsteller: Brendan Fraser (»The Whale«)

  • Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Nebendarsteller: Ke Huy Quan (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Kamera: James Friend (»Im Westens nichts Neues«)

  • Originaldrehbuch: Daniel Kwan und Daniel Scheinert (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Adaptiertes Drehbuch: Sarah Polley (»Die Aussprache«)

  • Schnitt: Paul Rogers (»Everything Everywhere All at Once«)

  • Filmmusik: Volker Bertelmann alias Hauschka (»Im Westen nichts Neues«)

  • Filmsong: »Naatu Naatu« (»RRR«)

  • Produktionsdesign: Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper (»Im Westen nichts Neues«)

  • Ton/Sound: Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor (»Top Gun: Maverick«)

  • Visuelle Effekte: Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett (»Avatar: The Way of Water«)

  • Animationsfilm: »Guillermo del Toro's Pinocchio«

  • Animationskurzfilm: »The Boy, The Mole, The Fox and The Horse«

  • Dokumentarfilm: »Nawalny«

  • Dokumentar-Kurzfilm: »Die Elefantenflüsterer« (The Elephant Whisperers)

  • Make-up/Frisur: Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley (»The Whale«)

  • Kostümdesign: Ruth Carter (»Black Panther: Wakanda Forever«)

  • Kurzfilm: »An Irish Goodbye«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es zwischenzeitlich, »Im Westen nichts Neues« habe fünf Oscars gewonnen. Es sind allerdings vier Auszeichnungen gewesen. Wir haben die Passage korrigiert.

svs
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