Komödie mit Nick Nolte und Robert Redford Wo sich Mann und Bär gute Nacht sagen

Komödie mit Nick Nolte und Robert Redford: Wo sich Mann und Bär gute Nacht sagen
Foto: AlamodeFür Amerikaner ist der 3500 Kilometer lange Appalachian Trail, was für Europäer der Jakobsweg ist. Nur dass die Pseudoreligiosität durch eine pseudospirituelle Naturerfahrung ersetzt wird. Hier sucht und findet Mann sich selbst. Spätestens seit "Walden", dem Einsiedlerklassiker des US-Schriftstellers Henry David Thoreau, ist dies ein existenzieller Teil amerikanischer Kerl-Kultur. Denn wo lässt es sich besser leiden, als auf den holprigen Wanderwegen durch die wilden Wälder Nordamerikas, wo sich der moderne urbane Mann noch ein letztes Stück Urtümlichkeit gönnt?
So auch in "Picknick mit Bären": Darin ziehen Bill (Robert Redford) und Katz (Nick Nolte) in ihrer Midlife-Crisis los, um sich abseits der Annehmlichkeiten heimischer Häuslichkeit ein bisschen zu quälen. Die Frauen dürfen auf die gloriose Heimkehr der Selbstfindungswanderer hoffen und höchstens mal besorgt von zu Hause anklingeln (Emma Thompson in ihrer Paraderolle als verständnisvolle Ehefrau); oder die quasselnde Mitwanderin geben (Kristen Schaal in ihrer Paraderolle als Nervensäge). Es geht hier nämlich ums Wesentliche: der Mann gegen die Natur - und gegen sich selbst.

"Picknick mit Bären": Seniorenpicknick in den Appalachen
In ihren Rollen quälen sich die beiden Schauspielveteranen durch die Appalachen: Nolte darf ächzen und schnaufen und stolpern. Er muss sich sogar ohne Hosen aus einem Motel-Fenster vor der Verfolgung durch einen wütenden Ehemann winden. Das hat eine Körperlichkeit, die eher in Richtung Bud-Spencer-Humor als Buster-Keaton-Komik abgleitet. Man geniert sich fast ein wenig dabei, diesen großen alten Schauspielern beim Scheitern zuzugucken.
Nolte und Redford verkörpern das klassische Hassliebe-Duo, das über die Laufzeit eines Spielfilms zueinander findet. In diesem Fall das Alter Ego des Schriftstellers Bill Bryson und sein ehemaliger Kumpel Katz, mittlerweile durch Alkoholismus und ein versifftes Leben gekennzeichnet. Diese Charaktereigenschaften nimmt man Noltes bulligem Spiel ohne Weiteres ab, schade nur, dass "Picknick mit Bären" daraus keine echte Geschichte entstehen lässt, sondern lieber dem nächsten Witz zum Stuhlgang im Wald nacheilt.
Das hat auch Brysons süffisanter Schreibton nicht verdient, der ihn nicht nur mit der Vorlage zu diesem Film zu einem der erfolgreichsten Bestsellerautoren des englischsprachigen Raums gemacht hat. Immerhin ist die Landschaft sehr schön anzuschauen, mit all ihrer sanften grünen Weite.
Zuletzt probierte Redford als Bösewicht in "Captain America: The Return of the First Avenger" mal andere Gefilde aus, sonst spielt er sich seit Jahren eher nur noch selbst. Dabei scheint ihm offensichtlich stets daran gelegen, auch im geschmeidigen Alter von 79 seine physische Unzerstörbarkeit vorzuführen: Ob allein auf hoher See oder jetzt eben im Wald. Redford stratzt hier, mit Nordic-Walking-Stöcken bewaffnet, durch die Wildnis - mit einem Gesicht, das inzwischen selbst wie ein zerklüfteter Canyon aussieht, und Nolte, 74, tapst kurzatmig hinterher. Immerhin eine schöne Parallele zu den jeweiligen Schauspielkarrieren der beiden Senioren.
Seine Stärken hat "Picknick mit Bären" nur in den Momenten, in denen er seinen Stars zugesteht, ihre Sentimentalität in ruhigeren Szenen auszuspielen. Und selbst dann sind die Wipfel der Bäume auf den Appalachen noch die faszinierenderen Akteure.
Im Video: Der Trailer zu "Picknick mit Bären"
USA 2015
Originaltitel: A Walk in the Woods
Regie: Ken Kwapis
Drehbuch: Rick Kerb, Bill Holderman; basierend auf dem gleichnamigen Buch von Bill Bryson
Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Kristen Schaal, Nick Offerman, Mary Steenburgen, Emma Thompson
Verleih: Alamode Film
Länge: 104 Minuten
FSK: ab 0 Jahren
Start: 15. Oktober 2015
"Picknick mit Bären": Offizielle Site zum Film