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Kinothriller "Verblendung": Auf Nummer Sicher

Foto: Knut Koivisto

Stieg Larssons "Verblendung" im Kino Blutiges Handwerk

Der Film war unvermeidlich: Im Kino startet "Verblendung", die Adaption des Weltbestseller-Krimis von Stieg Larsson. Die solide Verfilmung überzeugt mit einer geglückten Besetzung, lässiger Tristesse und düsteren Bildern. Aber: Wer überrascht werden will, ist hier falsch.

Gefühlte eine Milliarde Menschen haben die Thriller des 2004 verstorbenen Schweden Stieg Larsson verschlungen. Tatsächlich gingen seine drei Bücher weltweit mehr als 15 Millionen Mal weg - davon allein drei Millionen Mal in Deutschland. Nun kommt "Verblendung", der erste Teil von Larssons "Millenium"-Trilogie, auch in Deutschland in die Kinos. In Skandinavien erwies sich der Film von Regisseur Niels Arden Oplev ("Der Traum") als ebenso absurd erfolgreich wie die Romanvorlage. Die bereits abgedrehten Fortsetzungen sollen im kommenden Jahr folgen.

Die Handlung ist wahrscheinlich den meisten jener Menschen bekannt, die "Verblendung" im Kino anschauen werden. In Szene gesetzt ist die Schnitzeljagd des wackeren, investigativen Journalisten Mikael Blomkvist nach dem Mörder der vor Jahrzehnten mysteriös verschollenen Harriet Vanger im Auftrag eines undurchsichtigen schwedischen Großindustriellen. Auf die Sprünge hilft Blomkvist die coole, aber verhaltensauffällige Hackerin Lisbet Salander. Obendrauf gibt's Rechtsradikale, Wirtschaftskriminalität und - logisch - allerlei Sex.

Lässige Tristesse

Das beste an dem Film ist die geglückte Besetzung der Hauptrollen: Michael Nykvist als unglamouröser, aber zäher Bilderbuch-Reporter und Noomi Rapace als finstere Computer-Fee. Von Vorteil ist wahrscheinlich auch, dass der Film nicht in Hollywood entstanden ist, sondern in Skandinavien, was für eine lässige Tristesse der Bilder sorgt und für Darsteller, deren Gesichter noch nicht durch diverse Blockbuster gegeistert sind.

Ansonsten ist "Verblendung" frei von Überraschungen.

Solide und akkurat hat Niels Arden Oplev die Buchvorlage abgefilmt. Natürlich nicht Seite für Seite, einige Nebenstränge des umfangreichen Romans wurden weggelassen, sonst wäre das Werk, das bereits 152 Minuten beansprucht, noch sehr viel länger geraten. Es bleibt aber die Frage, was man von Literaturverfilmungen erwartet: Kopie oder Interpretation?

Darüber lässt sich natürlich endlos palavern. Spannender aber auch riskanter ist jedenfalls die zweite Variante: Ridley Scotts Filmklassiker "Blade Runner" zum Beispiel hat mit der Vorlage "Do Androids Dream of Electric Sheep" von Philip K. Dick nur marginal zu tun. In den USA startet im Oktober die Spike-Jonze-Adaption von Maurice Sendaks legendärem Kinderbuch "Where the Wild Things are" ("Wo die wilden Kerle wohnen"). Eine Vorlage, die kaum verfilmbar schien, aber, vertraut man den Trailern, grandios geglückt zu sein scheint.

"Verblendung" hingegen ist vor allem sauberes Handwerk. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

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