Überraschung in Cannes Goldene Palme für "Elephant"
Cannes - Gus Van Sant konnte auch den Preis für die beste Regie entgegen nehmen. Für das Drama "Uzak" erhielt der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan der Großen Preis der Jury. Der Kanadier Denys Arcand freute sich über den Drehbuchpreis für seinen Film "Les invasions barbares". Der zu den Favoriten gehörende Däne Lars von Trier, Gewinner der Goldenen Palme 2001 mit "Dancer In The Dark", ging vollkommen leer aus.
Der Sieger-Film "Elephant" versucht relativ unspektakulär, jene Bedingungen zu untersuchen, die zu Gewalt und einem Massaker an einer amerikanischen High-School führen können. Der Film ist in einem zurückhaltenden realistischen Stil mit jugendlichen Laien-Darstellern gedreht. Er beobachtet vor allem die Stimmung an der Schule und die Rollen der verschiedenen Schülertypen. Der 50-jährige Regisseur Gus Van Sant konnte bereits in früheren Zeiten mit sensiblen Jugend- und Außenseiter-Dramen glänzen. Er drehte unter anderem "My Private Idaho", "Drugstore Cowboy" und den oscar-prämierten "Good Will Hunting".
Im Anschluss an die Preisverleihung betonte Van Sant: "Mein Film ist nicht anti-amerikanisch. Ich kritisiere nicht das Leben in den USA, ich lebe praktisch das ganze Jahr dort. Noch einmal: Mein Film ist kein Angriff auf die USA, sondern eine Reflexion über die Gewalt an den Schulen."
Der Darstellerpreis ging an Muzaffer Özdemir und den im vergangenen Jahr gestorbenen Mehmet Emin Toprak, die in "Uzak" auftreten. Als beste Schauspielerin wurde die Kanadierin Marie-Josée Croze ("Les invasions barbares") ausgezeichnet.
Die erst 23 Jahre alte Iranierin Samira Mahkmalbaf erhielt für das in Afghanistan gedrehte Werk "At Five In The Afternoon" den Preis der Jury. Die Camera d'Or (Goldene Kamera) für den besten Debütfilm bekam der Däne Christoffer Boe, dessen Film "Reconstruction" in der Nebenreihe Semaine de la critique gelaufen war. Als bester Kurzfilm wurde "Cracker Bag" von Glendyn Ivin aus Australien ausgezeichnet.