Größtes Filmfestival Österreichs Eva Sangiorgi wird Leiterin der Viennale

Eva Sangiorgi
Foto: DPA/ APASo euphorisch werden neue Festivalleitungen selten bekannt gegeben: Mit der Bewerbung von Eva Sangiorgi habe sich "für die Viennale eine nahezu historische Chance eröffnet, die die Viennale gerne und überzeugt ergriffen" habe, teilte das größte österreichische Filmfestival am Donnerstag mit. Eine Neubesetzung der Festivalleitung war nötig geworden, nachdem der langjährige Amtsinhaber Hans Hurch im Sommer 2017 überraschend verstorben war.
Seine Nachfolgerin, die gebürtige Italienerin Eva Sangiorgi, wird Ende März ihr neues Amt antreten. Die nächste Viennale wird vom 25. Oktober bis 8. November stattfinden. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Kunsthistorikerin hatte als Programmiererin an verschiedenen Festivals mitgewirkt, bevor sie 2010 das internationale Filmfestival FICUNAM in Mexico City gründete. Seitdem leitete sie das Festival als künstlerische und kaufmännische Direktorin.
Die Viennale wird in der Branche als Festival geschätzt, das ohne Premierendruck sowohl die interessantesten Filme des Jahres präsentiert als auch Retrospektiven und Specials viel Platz einräumt. Für die Auswahl zeichnet allein die Festivalleitung verantwortlich, was der Viennale ihre besonders persönliche Prägung verleiht.
An dem Prinzip, dass allein die Leitung die Filme auswählt, soll laut Viennale-Kuratorium festgehalten werden. Entscheidend für die Bestellung von Sangiorgi sei letztlich auch ihr "umfangreiches Filmwissen sowie ihre klare, dezidierte und selbstbestimmte Haltung zu Film und Filmschaffenden" gewesen: "So kann eines der wesentlichen Merkmale der Viennale, aus dem sich ihr Spirit und die internationale Beachtung zu einem Gutteil nähren, erhalten werden: eine einzige Person wählt die Filme aus, kann jede einzelne Entscheidung begründen und übernimmt dafür die volle Verantwortung."
Die Grenzen verschwimmen
"Es ist eine große Ehre, als Direktorin eines so visionären Projekts von unvermindert hoher Qualität zu arbeiten, und eine Gelegenheit für mich, all das Wissen einzubringen, das ich über viele Jahre während meiner Tätigkeit im Festivalbetrieb erworben habe", sagte Sangiorgi zu ihrer Berufung. "Ich möchte in die Viennale all meine Erfahrung einbringen, ihr Erbe hochhalten und die Fähigkeiten des bewährten Teams nutzen."
Sangiorgi, 39, hat aber auch schon neue Ideen für die Viennale formuliert, die Findungskommission und Kuratorium offensichtlich überzeugt haben. So wolle sie die Trennung zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufheben, da die Grenzen dieser Genres immer mehr verschwimmen würden. Zudem wolle sie mehr Augenmerk auf Produktionen von bislang unbekannten Filmschaffenden legen und Kreative aus anderen Disziplinen einbeziehen, "die mit bewegten Bildern arbeiten und dabei die Sprache des Films erforschen und lebendig erhalten. Dies könnte zum Katalysator für gemeinsame Projekte mit anderen Kunstzweigen werden", so Sangiorgi.
Andreas Mailath-Pokorny, Wiener Stadtrat für Kultur, betonte mit Blick auf die neue rechts-konservative Bundesregierung in Österreich, dass mit der Berufung der Italienerin die internationale Ausrichtung des Festivals gestärkt werde. "Dieser Blick von außen, auch auf die österreichische Filmlandschaft, ist gerade in Zeiten wieder aufkommender Nationalismen für das Wiener Filmfestival von eminenter Bedeutung", so Mailath-Pokorny.