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Gestorben Klaus Gallwitz, 91

aus DER SPIEGEL 44/2021
Foto: Thomas Frey / dpa

Der Kunsthistoriker, 1930 in Pillnitz bei Dresden geboren, hatte es sich zum Ziel gesetzt, das Publikum für die Kunst seines Jahrhunderts zu begeistern. Ab 1959 leitete er für einige Jahre den Badischen Kunstverein in Karlsruhe, danach unterstand ihm die Kunsthalle Baden-Baden, wo er zu Vernissagen schon mal Zuckerwatte reichen ließ. Als er dort Werke des russischen Avantgardisten Wassily Kandinsky zeigen wollte, musste er erst die Witwe überreden, die eine Abneigung gegen Deutschland pflegte. Sie ließ sich überzeugen: Die Kurstadt im Südwesten sei quasi exterritoriales Gebiet. Als früher Blockbuster galt eine Ausstellung zu Ehren des spanischen Surrealisten Salvador Dalí. Außerdem gehörte Gallwitz zum Kuratorenteam der Documenta im aufregenden Jahr 1968, war 20 Jahre Direktor des Städel Museums in Frankfurt, wurde Gründungsdirektor weiterer Museen. Mehrfach wählte er die Künstler aus, die Deutschland auf der Biennale in Venedig vertraten, er entschied sich für Provokateure wie Joseph Beuys, Georg Baselitz und Anselm Kiefer. Zwar kritisierten ihn dafür einige deutsche Kunstkritiker, und Gallwitz sagte später, er sei »Schläge aus Deutschland gewohnt« gewesen, aber sein Ansehen war doch enorm. Dass er lange die Deutsche Bank bei ihren Kunstankäufen beriet, galt nicht als Widerspruch zu seiner musea­len Tätigkeit, sondern als Zeichen bester Vernetzung. Klaus Gallwitz starb am 21. Oktober in Karlsruhe.

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