Gestorben Klaus Rainer Röhl, 92

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Wer meint, das politische Leben sei heute besonders hart und irrational, der schaue auf diese Biografie. Der Sohn eines Schriftstellers und Enkel eines Verlegers, geboren bei Danzig und Kindersoldat der Nazis, begann seine Laufbahn als linker Kabarettist und erfand Mitte der Fünfzigerjahre das radikal antikapitalistische Journal »Konkret«, das er zunächst von der SED mitfinanzieren ließ. 1964 machte Klaus Rainer Röhl sich unabhängig; seine zweite Frau, Ulrike Meinhof, schrieb für die Zeitschrift, bis sie in den Untergrund ging und die »Rote Armee Fraktion« gründete. Röhl, bei aller politischen Rigorosität im Lebensstil großbürgerlich, zog die gemeinsamen Kinder auf und widmete seine kritische Publizistik dem Durchmarsch der 68er und ihren »Lebenslügen«; nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wechselte er ins deutsch-identitäre Lager. Als »Verräter« galt der dreifache Vater den jeweils verlassenen Milieus, 2010 kamen Missbrauchsvorwürfe zweier Töchter hinzu. Klaus Rainer Röhl starb am 30. November. ES