Kolonialkunst Köln will Benin-Bronzen an Nigeria zurückgeben

Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, Benin-Bronzen: Die Kunstwerke könnten auch in Zukunft in deutschen Museen gezeigt werden
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Die Stadt Köln will ihre Benin-Bronzen aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum an Nigeria zurückgeben. Wie die Stadt mitteilte, hat der Stadtrat beschlossen, die Rückgabe in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dem Staatsministerium für Kultur vorzubereiten.
Viertgrößte Sammlung von Benin-Hofkunstwerken
Im Bestand des Rautenstrauch-Joest-Museums befinden sich Benin-Hofkunstwerke aus Nigeria, die 1897 von der britischen Armee aus dem Königspalast des Königreichs Benin geraubt wurden. Die Werke wurden anschließend in Europa versteigert. Insgesamt 96 davon gelangten im Laufe der Zeit in das Kölner Museum. Es ist die viertgrößte Sammlung von Benin-Hofkunstwerken in Deutschland.
Das Auswärtige Amt bereitet für das Frühjahr eine politische Rahmenvereinbarung zwischen Nigeria und Deutschland vor. Die Übertragung der Eigentumsrechte schließe nicht aus, dass auch künftig ein Teil der Bronzen in deutschen Museen gezeigt werde, sagte die Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, Nanette Snoep. »Die Entscheidung darüber liegt dann aber bei Nigeria. Das bedeutet, dass sich die durch den Kolonialismus begründeten Machtverhältnisse umgekehrt haben.«
Im vergangenen Sommer erklärte auch Baden-Württemberg, aus dem ehemaligen Königreich Benin geraubte Bronzen an Nigeria zurückzugeben. Das Stuttgarter Linden-Museum erhielt den Auftrag, Skulpturen und Reliefs für eine Rückgabe zu identifizieren und in Gespräche mit der nigerianischen Seite einzutreten. Damit soll die in der Benin-Erklärung getroffene Verabredung zum Umgang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen umgesetzt werden.
Schon vor einem Jahr verständigte sich eine Runde von Museumsexperten und politisch Verantwortlichen darüber, dass deutsche Museen erste Kunstschätze der als Raubgut geltenden Benin-Bronzen an Nigeria zurückgeben sollten.
»Wir stellen uns der historischen und moralischen Verantwortung, Deutschlands koloniale Vergangenheit ans Licht zu holen und aufzuarbeiten«, sagte die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).