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Komischem Pathos

aus DER SPIEGEL 11/1972

Wolfgang Amadeus Mozart: »Figaros Hochzeit«. Schon die Ouvertüre bewältigt er wie die Traummeile: in weniger als vier Minuten, und den ersten Aktschluß erreicht er sechs Minuten vor Klemperer, dessen andächtig auf Würde und Bedeutung musizierte »Figaro«-Einspielung derzeit gern als Maßstab zitiert wird. Colin Davis, der Leiter dieses unfeierlichen Philips-»Figaro«. Chef der Covent Garden Opera und laut Selbstzeugnis »absolut kein Maestro-Typ«, hat sich bislang eher als Spezialist für rare Opernwerke hervorgetan: Er produzierte für die Schallplatte Mozarts »Idomeneo« und die monströsmonumentalen »Trojaner« von Berlioz. Sein »Figaro« ist auf dem deutschen Plattenmarkt der siebte, freilich nicht dem Rang, sondern nur der Chronologie nach. Denn Davis addiert zum würdigen Schmelz und Schmalz, zu Tiefsinn und Gravität der beliebten Wiener und Berliner Einspielungen eine hörenswerte britische Version: komödiantisch. ohne vokalen Star-Pomp, mit ironischer Lyrik, komischem Pathos und jungen Stimmen (unter anderen: Ingvar Wixell, Jessye Norman, Mirella Freni). Daß bei der Aufnahme »besonderer Nachdruck auf die Worte gelegt worden ist«, ist ja recht -- nur daß deshalb das Orchester immer bei Sängereinsatz in den Hintergrund geregelt wird, ist ein inzwischen veraltetes technisches Rezept. (BBC Symphony Orchestra & Chorus; Philips 670 7014; 100 Mark.)

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