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KRITIK

aus DER SPIEGEL 18/1967

John Cheever: »Die schlimmen Wapshots«. 1958 waren bereits »Die lieben Wapshots« von Cheever auf dem deutschen Markt, dekadente und gewinnende Amerikaner aus dem Staate Massachusetts, die nicht allzu lebenstüchtigen Nachfahren wohlhabender, mutiger Seeleute. Die schlimmen Wapshots sind auch immer noch die lieben, reich an Schrullen und Defekten, aber gleichzeitig derart banalen Leiden und so hochmodernen Schrecken preisgegeben, daß der Roman weit mehr als eine Aufreihung von kauzigen Geschichten darstellt -- er halt gut zusammen, obwohl die äußeren Begebenheiten, viele ohne Wapshots, eher auseinanderstreben. (Rowohlt; 264 Seiten; 19,80 Mark.)

Eberhard Schulz: »An Ulbricht führt kein Weg mehr vorbei«. Der Autor ist Vize-Direktor des Forschungsinstituts der hochoffiziösen Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn. Das verleiht seinem Buch, dessen Titel und dessen Vorschlägen einen quasi-diplomatischen und sensationellen Ruch: Verhandlungen zwischen Bundesrepublik und DDR auf Ministerebene über »gegenseitige Respektierung«, Verzicht Bonns auf Alleinvertretung unter Bedingungen, Amnestie für Mauerschützen, Asylverweigerung für nichtpolitische Flüchtlinge aus der DDR sowie innerdeutscher Lastenausgleich zugunsten der DDR. (Hoffmann und Campe; 264 Seiten; 19,80 Mark.)

Endre Fejes: »Dada oder Das Leben eines armen Schluckers«. Das Glück, so demonstriert der ungarische Autor am Beispiel eines Budapester Straßenkehrersohnes, kann mit seinen Verfolgern nicht Schritt halten: Josef Makitsch begehrt nichts als eine eigene Wohnung, aber der Krieg, die Pfeilkreuzler, der Sozialismus und eine Revolution vereiteln die Verwirklichung seines Traums -- er stirbt während des Aufstands von 1956. Fejes widersteht der Versuchung, die Welt der Budapester Kleinbürger, Altwarenhändler, Zigeuner und Kneipiers skurrilexotisch zu verharmlosen: Seine Geschichte zeigt die Symptome politischer Fehlentwicklungen auf. (Hanser; 100 Seiten; 7,80 Mark.)

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