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KRITIK

aus DER SPIEGEL 40/1967

Henry Purcell: »Dido und Aeneas«. Das kurze Singspiel, das der Londoner Hofkomponist 1689 für die adligen Mädchen eines Pensionats zu Chelsea niederschrieb, erwies sich als die bedeutendste Oper des englischen Barock. 227 Jahre nach ihrer Uraufführung präsentiert Sir John Barbirolli mit dem English Chamber Orchestra und den Ambrosian Singers eine um Werktreue bemühte Fassung -- nach original-britischem Maß dirigiert er untertrieben und gedämpft. Erste der Solisten: Victoria de los Angeles und Heather Harper. (Angel SMA 91 492; 25 Mark.)

Sergej Rachmaninow: »Die Toteninsel«; Alexander Skrjabin: »Le Poème de l'Extase. Böcklins Bild vom tristen Eiland malte der mondäne Rachmaninow zum öligen Ton-Gemälde aus: Die Konturen zerlaufen zu zähen Crescendi, die Toten-Stimmung wird zum Trauerfall in Dauer-Moll. Skrjabin setzte sein Credo an die okkulte Macht der Musik in philharmonische Fieberkurven um -- ein theosophisches Delirium aus »Tristan« und Tschaikowski. Die Staats-Symphoniker der UdSSR zelebrieren die Exaltationen als Hochamt für Virtuosen. (Eurodisc 75 747 KK; 21 Mark.)

»Edmond Hall Quartet«. In einem Kopenhagener Studio spielte der Klarinettist Edmond Hall im Dezember 1966 die Titelmelodie dieser Platte ein: »As Long As I Live« -- zwei Monate später starb er. Seine letzten Aufnahmen beweisen: Hall, der aus New Orleans stammte und zahlreichen Big Bands angehörte, war der bedeutendste Swing-Klarinettist neben Benny Goodman. Höhepunkt der Vermächtnis-Platte: ein Solo über das Gershwin-Thema »It Ain't Necessarily So« -- geblasen mit Halls typisch belegtem Klarinettenton. (Storyville 671 190; 21 Mark.)

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