Kritik
James Purdy: »Cabot Wright legt los«. Sie hecheln alle durch den glitzernden, langweiligen Supermarkt USA -- der junge Wall-Street-Krösus und Sittenstrolch Cabot (über 300 Vergewaltigungen); Autor Bernie, der den Roman von Cabots Schandtaten schreibt; Lektorin Zoe, die ihn umschreibt; Verleger Guggelheim, der ihn nicht verlegt. Ferner laufen: ein wahnwitziger Psychiater, unbefriedigte Matronen, schwafelnde Highbrows und ein vom grünen Star bedrohtes Fernsehvolk. Und über all dem hallt das höhnische Gelächter des großen Satirikers Purdy, 44. Es besagt: Selbst in Babylon war besser leben als heutzutage in New York. (Rowohlt; 240 Seiten; 18,50 Mark.) Robert Pinget: »Augenblicke der Wahrheit«. Auf der Suche nach einem verlorenen Zettel rekonstruiert ein greiser Amateurbotaniker einen Tag in einer Familienpension, berichtet von Unterhaltungen mit Gästen und von seinen Erziehungsversuchen an dem schwachsinnigen Jungen Fonfon. An den Widerständen, die Menschen und Dinge der schließlich ergebnislos abgebrochenen Zettelsuche entgegensetzen, entwickelt Beckett-Freund Pinget Stilmuster, die Denk- und Verhaltensklischees konkretisieren. Der mit dem »Prix Femina« ausgezeichnete Roman des Franzosen gewinnt seinem alltäglichen Stoff Effekte makabrer Komik ab. (Claassen; 252 Seiten; 16 Mark.) »Bilder und Abbilder«. »Wo die italienische Literatur heute steht«, möchte der Verlag mit dieser Sammlung »italienischer Erzählungen der Gegenwart« vorzeigen. So repräsentativem Anspruch genügt der Band jedoch keineswegs. Abgesehen davon, daß die 21 Autoren immerhin ein Durchschnittsalter von 52 Jahren haben, eine Auswahl anderer Autoren von mindestens gleichem Gewicht und größerer Vielfalt läßt sich gut denken. Zum Beispiel fehlen: Bassani, Buzzati, Calvino, Gadda, Ginzburg, Carlo und Primo Levi, Pratolini, Volponi. Aber ein Lesebuch literarisch gespiegelten italienischen Daseins ist gleichwohl entstanden. (Biederstein; 344 Seiten; 22,80 Mark.)