KRITIK
Georg Friedrich Händel: »Der Messias«. Als die Briten seine italienischen Opern nicht mehr hören mochten, suchte der Londoner aus Halle sein Heil im Oratorium. Dort fand er es auch: Vor allem die Preismusik vom Heilands-Leben und -Wirken, 1742 uraufgeführt, gedieh ihm zum Evergreen. Colin Davis erreicht mit dem Chor und Orchester der Londoner Symphoniker eine gloriose, authentische Interpretation dieser englischen Originalfassung. Die Gesangssolisten: Helen Watts, Heather Harper, John Shirley-Quirk, John Wakefield. (Philips 802 721/23 AV; 75 Mark.)
Richard Strauss: »Duett-Concertino fUr Klarinette und Fagott mit Streichorchester und Harfe«; »Konzert für Oboe und kleines Orchester«. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, als dem greisen Strauss das »Rosenkavalier«-Parfüm ausging, publizierte er zwei »Handgelenksübungen aus der Werkstatt eines Invaliden« Nach einem Andersen-Märchen ließ er Klarinette (Prinzessin) und Fagott (Bär) in virtuosen Kapricen duettieren; der Oboe setzte er einen klassizistischen Bravourpart. Beide Stücke werden von DDR-Bläsern glänzend gespielt. (Electrola SME 91 607; 25 Mark.)
Hein & Oss: »Soldatenlieder«. Die bald vierzigjährigen Zwillingsbrüder Hein und Oss Kröher singen männlich, doch ergriffen, füllig, aber milde von den Nachteilen des Militärdienstes. Dem großen Preußenkönig drohen sie ihre Desertion an, »Gustav, der Verstopfte« heißt ein von Tucholsky Angeschossener, und aus Brechts Revier kommt die Beschwerde »Der Reiche kann sich helfen, der Arme muß ins Feld«. Kampfeslust und Siegeszuversicht sind nicht erloschen, doch für Kommunisten reserviert: »Auf marsch, marsch, das Thälmann-Bataillon!« (CBS S 62 909; 18 Mark.)