Kunst: Wiedergutmachung am Bauern-Michelangelo
Er galt einmal als »Michelangelo der Landleute«, die er, wohl mit sozialkritischer Absicht, bei harter Arbeit und in monumentalen Posen malte. Später wurden die Bilder des normannischen Bauernsohnes Jean-Francois Millet nostalgisch verharmlost, zu Kuchenteller-Motiven abgewertet. Erst Dali zitierte Millets berühmtes »Angelus«-Gebet auf dem Felde wieder mit Bewunderung. Nun, 100 Jahre nach seinem Tod, haben Frankreichs Staatsmuseen dem »Verkannten, fast Vergessenen« im Pariser Grand Palais eine große Retrospektiv-Ausstellung (die erste seit 1887) eingerichtet. Wiederentdeckungen, wohin mau blickt: Fast jedes dritte Schau-Stück, so der lange in USA verschollene »Getreideschwinger«, war in den letzten 40 Jahren nicht öffentlich gezeigt worden. Aufgewertet wird Millet zumal als Zeichner. Seine Bleistift- oder Kreidestudien, etwa zu den »Ährenleserinnen«, konkurrieren den Gemälden mit Erfolg.