SCHALLPLATTEN NEU IN DEUTSCHLAND Leib und Seele
Der römische Edelmann Cavalieri verschmilzt in seinem 1600 uraufgeführten -- und 1968 bei den Salzburger Festspielen in einer Neubearbeitung vorgestellten -- Stück Elemente der neuen Florentiner Oper (so die Monodie der Rezitative) mit überlieferten Madrigal- und Chorformen zum »stile rappresentativo«, bei dem die Sänger und Chöre durch Gestik und Bewegung die Handlung pantomimisch andeuten.
Der Text zu Cavalieris »geistlicher Oper« ist eine strenge Allegorie aus dem asketischen Geist der Gegenreformation: Die Lust der Welt endet In ewiger Verdammnis: Leib und Seele müssen sich der durch göttliche Gnade erleuchteten Vernunft anvertrauen und werden so zur Seligkeit des Paradieses erhoben.
Die Orchesterfarben, die nach Cavaileris Wunsch eine »affektgerechte« Interpretation der Gesangsstimmen unterstützen sollen, orientieren sich am Reichtum zeitgenössischer Instrumentation und an den Schauplätzen des Geschehens: Innenwelt des Menschen, Lust des Diesseits, höllisches und himmlisches Jenseits.
Diese perfekten Klang-Arrangements und deren ebenbürtige Wiedergabe gleichen manche Schwächen des Solisten-Ensembles aus, das -- im Gegensatz zu Chor und Orchester -- aus grollen Namen, kaum jedoch aus eingestimmten Mitwirkenden besteht. Am besten kommen »Vernunft« (Kurt Equiluz) und »Lust« (Paul Esswood) zurecht. Hermann Preys »Leib« stöhnt und dröhnt so gewaltig, daß die »Seele« der Tatiana Troyanos daran Schaden nimmt.
Dem australischen Dirigenten Charles Mackerras und den ausgezeichneten Chören ist jedoch -- neben den Instrumentalsolisten -- der gute Gesamteindruck der Aufnahme zu danken, der mit dem deutschen Schallplattenpreis honoriert wurde.