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Leïla Slimani Die Leidenschaftliche

aus DER SPIEGEL 39/2022
Foto: Philippe Matsas / opale.photo / Leextra / Leemage / laif

Die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani, 40, hat ein leidenschaftliches Verhältnis zum Thema Gewalt. Das sagte sie in einem Interview mit dem SWR: »Ich zögere zu sagen, dass ich von ihr fas­ziniert bin, aber ich bin auf jeden Fall von ihr besessen. Ich denke sehr viel darüber nach.« Der Grund: Gewalt mache ihr große Angst – und sie verstehe sie nicht. Eine weitere Motivation, sich so intensiv auseinanderzusetzen: »Weil vielleicht ein Teil von mir wissen möchte, wie es wäre, gewalttätig zu sein.« Tatsächlich behandelt Slimani in ihren Romanen jeden erdenklichen menschlichen Abgrund – inklusive Gewalttätigkeit. Für ihr Buch »Dann schlaf auch du«, in dem kleine Kinder Opfer werden, erhielt sie 2016 den Prix Goncourt. Mit »Das Land der Anderen« begann sie 2021 eine Romantrilogie und landete wieder einen Bestseller; Buch Nummer zwei, »Schaut, wie wir tanzen«, erscheint dieser Tage auf Deutsch. Es handelt sich um eine große soziale und politische Erzählung, die von der Biografie ihrer Familie inspiriert ist. Was dabei Dichtung und was Wahrheit ist, bleibt das Geheimnis der Literatin. Auch um ihren exakten Wohnort macht Slimani ein Geheimnis, die in Frankreich so bekannt ist, dass sie auf der Straße angesprochen wird. Irgendwo in Lissabon befindet sich ihr Schreibtisch, an dem jetzt der letzte Teil ihres Projekts entsteht. Zum Schreiben brauche sie die totale Isolation, sagte sie dem SWR: »Ich gehe wochenlang nicht raus.«

ks
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