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ARCHITEKTUR Libeskind mal kleiner

aus DER SPIEGEL 26/2009

Normalerweise entwerfen Architekten zu Beginn ihrer Karriere Einfamilienhäuser; wenn sie viel Glück haben, bauen sie später Museen. Daniel Libeskind, 63, hat mit Museen angefangen, zum Beispiel dem Jüdischen Museum in Berlin. Erst jetzt hat er ein Einfamilienhaus entworfen, eine Art Luxusfertighaus für satte zwei bis drei Millionen Euro. Der Bau sieht so aus, wie man es von ihm erwartet: hauptsächlich schief. Viel Glas ist dabei und natürlich Zink - Zink darf bei Libeskind-Gebäuden nicht fehlen. Das Haus hat zwei Geschosse, ist 515 Quadratmeter groß und wird mit Solarkollektoren beheizt. Auch bei der Inneneinrichtung kann der Kunde »Libeskind Style« mit spitzen Ecken bestellen. Die Berliner Firma Proportion GmbH vermarktet das Haus, kürzlich wurde das Richtfest eines Prototyps gefeiert, der als neues Empfangsgebäude der Firma Rheinzink im nordrhein-westfälischen Datteln dient. Um ebendiese Verbindungen zwischen Rheinzink, Proportion und Libeskind hatte es Anfang vergangenen Jahres in einer anderen Provinzstadt Ärger gegeben - im niedersächsischen Lüneburg, wo Libeskind seit 2007 als Gastprofessor lehrt. Seit vielen Jahren ist er mit dem dortigen Uni-Vizepräsidenten Holm Keller befreundet. Keller wiederum war im Nebenberuf Geschäftsführer der Proportion GmbH; zugleich hat er Rheinzink dazu gebracht, den in Lüneburg geplanten Audimax-Neubau (Architekt: Libeskind) zu bezuschussen. Bei Lüneburger Studenten entstand der Eindruck, dass Universität, Architekt und diverse Firmen einander Aufträge zuschanzten, was die Beteiligten jedoch von sich wiesen. Nun aber hat sich zumindest Uni-Vizepräsident Holm aus dem Fertighausgeschäft weitgehend zurückgezogen.

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