FILM / NEU IN DEUTSCHLAND Liebchen im Brunnen
Die Schlange (Schweden). Sex erhebt sein züngelndes Haupt und schlägt den Giftzahn in die Schwedenseele: Die Nymphomane schubst ihre mahnende Mutter aus dem Zug, der Triebmensch senkt sein gleisnerisches Liebchen in den Brunnen.
Seit Ingmar Bergman Sex sinister machte und ans Bett Symbole stellte, sind Schwedens Lichtspiele manchmal dunkel. In Hans Abramsons Schlangen-Grube sprengt spukhaft ein Rappe, ein spitzer Haken schaukelt böse, und auf dem Tisch der Schwedenküche kringelt sich eine Natter.
Abramson verfilmte einen Roman des Landsmanns Stig Dagerman, der sich 1954, kaum 31 Jahre alt, entleibte. Obgleich brillant gespielt, geriet der Film zum Zwielichtspiel -- unter Symbol-Schminke passiert Kolportage.
Im Zweiten Weltkrieg, vor Hitlers drohenden Invasionen, kommen Schweden in anarchische Stimmung. Die Soldaten reagieren die angestachelten Aggressionstriebe am Pappkameraden und an den Dorfmädchen ab; die Mädchen reagieren mit.
Der Schütze Bill (Hans Ernback), der statt des Feldherrnstabs eine Schlange im Tornister trägt, hat in einem Waldhaus eine Party arrangiert. Auf dem Weg dorthin entledigt sich die Blonde, die gern Männer gern hat (Christina Schollin), ihrer Mutter; Bill verführt derweil die scharfe Schwarze von der Bar (Harriet Andersson).
Das Fest im Walde, mit Schnaps und der Nackten vom Dienst, endet freilich katzenjämmerlich: Die Anarchie ist nur kompensierte Angst, und der Mensch wird gut, wenn ihm schlecht wird. »Das Beste am Schnaps ist«, erkennt da ein Schwede, »daß keine Gräten drin sind.«