Angekündigte Übernahme
Bastei Lübbe will Eichborn kaufen
Das Ende schien kaum mehr abzuwenden. Nun gibt es wieder Hoffnung für Eichborn: Bastei Lübbe, bislang bekannt für Trash aller Güteklassen, möchte den insolventen Frankfurter Verlag übernehmen. Es wäre ein Geschäft, das beiden Seiten nutzt.
Bastei-Lübbe-Autorin Katzenberger: Gaga-Titel von B-Promis
Foto: dapd
Hamburg/Frankfurt am Main - Es ist nicht gerade das, was man als Traumhochzeit bezeichnet - und doch dürfte die Nachricht, mit Bastei Lübbe habe sich ein möglicher Käufer für Eichborn gefunden, zumindest den Mitarbeitern des insolventen Frankfurter Verlags als unerwartetes, gutes Ende einer langen Hängepartie erscheinen.
Wie Insolvenzverwalter Holger Lessing der Deutschen Presse-Agentur dpa mitteilte, hat der Kölner Verlag dem Eichborn-Gläubigerausschuss ein entsprechendes Übernahme-Angebot unterbreitet. Das Angebot sei noch nicht unterschriftsreif, aber akzeptabel und beinhalte alle wesentlichen Eckdaten. "Wir sind auf dem Weg der Rettung - Eichborn ist nicht verloren", meinte er. "Ich bin sicher, dass Bastei Lübbe und Eichborn gut zusammen passen werden, wir haben ähnliche Verlagsphilosophien", begründete Verleger Stefan Lübbe in einer Mitteilung sein Angebot.
Schöne Worte - vielleicht meint Lübbe sie sogar ernst. Die Programme der beiden Verlage allerdings könnten kaum unterschiedlicher sein. Hier Bastei Lübbe, mit Krimis, Fantasy und Gaga-Titeln von B-Promis wie
Daniela Katzenberger die Adresse für Trash- und Genreliteratur fast aller Güteklassen. Dort Eichborn, als Verlag der Sponti-Bewegung in den achtziger Jahren undogmatischer Exot der Buchbranche, später literarisch ambitioniertes Verlagshaus mittlerer Größe mit bekannten Autoren wie Karen Duve oder Sven Regner und der Vorzeige-Edition der lange von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen "Anderen Bibliothek". Die allerdings soll nun gesondert verkauft werden.
Lübbe kündigte für die kommenden Tage Gespräche mit den rund 20 verbliebenden Eichborn-Mitarbeitern an. Neben Bastei Lübbe hatten nach Angaben des Insolvenzverwalters zuletzt noch zwei weitere Verlage Interesse an dem angeschlagenen Frankfurter Unternehmen signalisiert. Eine Fusion von Eichborn mit dem Berliner Aufbau Verlag war Anfang 2011
angekündigt worden, im Juni
aber wieder geplatzt. Danach schien es fraglich, ob sich für den "Verlag mit der Fliege" (Eigenwerbung) noch ein Investor findet.
Auf der Frankfurter Buchmesse hatte der Insolvenzverwalter Lessing bereits angekündigt, Eichborn werde den Betrieb Mitte 2012 einstellen, wenn sich kein Käufer fände - nicht nur die "taz" erfasste angesichts des verwaist wirkenden Eichborn-Standes Wehmut: "Der pleitegegangene Verlag dürfte wohl zum letzten Mal auf einer Buchmesse vertreten gewesen sein."
Zu früh getrauert. Fliegen sind bekanntlich nicht wählerisch. Und für Bastei Lübbe wäre die Marke Eichborn ein gewaltiger Imagegewinn.