Bachmann-Preis Pinneberger Petersen gewinnt Vorlesewettbewerb
Klagenfurt - Ein Zufall, aber ein passender: Jens Petersen, der Gewinner des 33. Ingeborg-Bachmann-Preises, ist selbst 33 Jahre alt. Sicher war das aber kein Kriterium dafür, dem aus dem Hamburger Vorort Pinneberg stammenden Nachwuchsliteraten auszuzeichnen. Vielmehr waren es Auszüge aus seinem noch unveröffentlichten Roman "Bis dass der Tod ...", in dem sich Petersen mit Euthanasie und dem versuchten Selbstmord innerhalb einer Liebesbeziehung befasst. Petersen wurde für seine Arbeiten in den vergangenen Jahren bereits mit mehreren Literatur- und Förderpreisen ausgezeichnet. Seinen ersten Roman veröffentlichte der Mediziner mit "Die Haushälterin" im Jahre 2005.
Sein unter den Juroren wenig umstrittener, als "beklemmend" charakterisierter Beitrag war vom deutschen Vorsitzenden der Jury, Burkhard Spinnen, für den Wettbewerb vorgeschlagen worden. Einer der sieben Juroren, von denen vier erstmals in Klagenfurt teilnahmen, bezeichnete Petersens detaillierte und schmerzhafte Beschreibungen der Verzweiflungstat als "post-apokalyptische Landschaften".

Gewinner Petersen: Preis-Roman noch unveröffentlicht
Foto: DANIEL RAUNIG/ REUTERSPetersen, der im zweiten Wahlgang fünf der sieben Jurorenstimmen für seinen Beitrag erhielt, setzte sich gegen insgesamt 14 Autoren aus dem deutschsprachigen Raum durch, die an dem dreitägigen Vorlesewettbewerb im österreichischen Klagenfurt teilnahmen. Der Hauptpreis ist mit 25.000 Euro dotiert.
Die anderen Preise, die am Sonntag im Rahmen der Bachmann-Lesungen verliehen wurden, gingen allesamt nach Berlin: Den Publikumspreis, der alljährlich durch eine Internetabstimmung vergeben wird, bekam in diesem Jahr der Autor Karsten Krampitz für seine Erzählung "Heimgehen". Ralf Bönt wurde mit dem mit 10.000 Euro dotierten Kelag-Preis für seinen Text "Der Fotoeffekt" ausgezeichnet, der 3sat-Preis (7500 Euro) ging an den in Schwerin geborenen und in Berlin lebenden Gregor Sander für seine Erzählung "Winterfisch".
Und schließlich wurde die Berlinerin Katharina Born für ihre Erzählung "Fifty Fifty" mit dem mit 7000 Euro dotierten Ernst-Willner Preis prämiert.
Beobachter des in diesem Jahr erstmals wieder auf drei Lesetage ausgeweiteten Wettstreits kritisierten einen Mangel an neuen Ideen im Bachmann-Wettbewerb. Den originellsten Beitrag - zumindest, was die Art der Darbietung anbelangt -leistete wohl der Wiener Philipp Weiss, bei dessen Erzählung "Blätterliebe" es um den Schaffensprozess eines Schriftstellers geht. Nach der Lesung verspeiste Weiss vor Jury und Publikum sein elfseitiges Manuskript.
Der Bachmann-Preis gilt seit seiner Gründung 1977 als einer der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Er ist nach der in Klagenfurt geborenen Dichterin Ingeborg Bachmann (1923-1973) benannt. Zu dem Wettbewerb waren insgesamt acht Deutsche, vier Österreicher und zwei Schweizer eingeladen.