Buchmesse Ai Weiwei sagt Besuch in Frankfurt ab

Der Wirbel um chinesische Gäste der Frankfurter Buchmesse geht weiter: Regimekritiker Ai Weiwei kann nicht an der Veranstaltung teilnehmen - die Folgen einer Gehirnblutung setzen dem Künstler zu. Für die Verletzung sind seinen Angaben zufolge die Prügel chinesischer Polizisten verantwortlich.
Ai Weiwei: "Nicht wirklich Lust auf leere und sinnlose politische Debatten"

Ai Weiwei: "Nicht wirklich Lust auf leere und sinnlose politische Debatten"

Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS

Frankfurt - Der international bekannte chinesische Künstler Ai Weiwei hat seinen Besuch bei der Frankfurter Buchmesse abgesagt und dafür gesundheitliche Gründe angeführt. Ai bestätigte seine Entscheidung der "Süddeutschen Zeitung". Nach seiner Operation in einem Münchener Krankenhaus wegen einer Gehirnblutung verheilten die OP-Narben "relativ langsam", und er müsse sich "noch erholen", schrieb er in einer Kurzmitteilung. Das sei der "Hauptgrund". Außerdem habe er "nicht wirklich Lust auf leere und sinnlose politische Debatten".

Ai hatte nach der Operation im September schwere Vorwürfe gegen die chinesische Staatssicherheit erhoben. Die Gehirnblutung führte er darauf zurück, dass ihn Polizisten im August in der Provinz Sichuan, wo er sich für die Opfer des Erdbebens vom Mai 2008 einsetzte, brutal verprügelt hätten.

Ai wurde am Donnerstag kommender Woche auf der Buchmesse erwartet. China ist dort Gastland. Allerdings gibt es bereits vor der Eröffnung Spannungen über die Einbeziehung von Dissidenten und kritischen Schriftstellern in das Begleitprogramm der Messe. Der 1957 geborene Ai gilt als einer der prominentesten Regierungskritiker und einer der bekanntesten Künstler Chinas. Das als "Vogelnest" bekannte Olympia-Stadion in Peking beruht unter anderem auf seinen Entwürfen.

Ob er von offizieller chinesischer Seite zur Absage gedrängt wurde, ist unklar. Ende September hatten die Staatssicherheits-Behörden der Volksrepublik dem regimekritischen Schriftsteller Liao Yiwu die Ausreise untersagt.

Mitte September hatte es bei einem von der Frankfurter Buchmesse und China gemeinsam veranstalteten Symposium einen Eklat gegeben: Zunächst waren zwei Regimekritiker auf Druck Chinas ausgeladen worden. Als sie trotzdem am Symposium teilnahmen und eine Erklärung abgaben, verließen Teile der offiziellen chinesischen Delegation den Konferenzsaal.

wit/AFP/dpa
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