Literaturherbst
Das sind die 20 wichtigsten Bücher der Saison
Über welche Bücher wird gesprochen? Wozu muss man eine Meinung haben? Und gibt es Geheimtipps? Diese Titel prägen die literarische Debatte des Herbstes - und darum geht es in ihnen.
Die Zeit rund um die Frankfurter Buchmesse, die am Mittwoch beginnt, ist alljährlich der Moment für eine erste Bilanz. Klicken Sie sich durch unsere Auswahl von 20 Büchern, die in dieser Literatur-Saison für Aufsehen gesorgt haben.
Fotostrecke
Literaturherbst: Das sind die 20 wichtigsten Bücher der Saison
20 BilderLiteraturherbst: Das sind die 20 wichtigsten Bücher der Saison
1 / 20
Elena Ferrante - "Meine geniale Freundin"
Worum geht's? Die Freundinnen Lenù und Lila wachsen in den Fünfzigerjahren zusammen in einem Stadtviertel von Neapel auf. Sie konkurrieren um Status und Wissen, sie entfremden sich und nähern sich an. Es ist der Auftakt zu einer vierbändigen Saga, die von Italien aus zum Welterfolg wurde.
Worüber wird gesprochen? Wenn man die Weltpresse der vergangenen Wochen verfolgt, offenbar vor allem darum zu enttarnen, wer sich hinter dem Autorinnen-Pseudonym Elena Ferrante verbirgt, oder darüber zu diskutieren, ob man es enttarnen dürfe. Denn immerhin: Der Roman beginnt mit dem spurlosen Verschwinden einer Hauptfigur.
Lesen Sie mehr darüber Felix Bayer findet, den Reiz des Romans mache mit aus, dass der soziale Kontext immer mitschwinge, auch wenn die Erzählerin nur den Stand der Freundschaft kommentiere. Volker Weidermann sieht im selben Artikel bei SPIEGEL ONLINE zwar die "wunderbare Freundschaft" und das "Sehnsuchtsvakuum Bildung", unter dem der ganze Roman stehe; er liest es auch gern, aber: "Ich lese immer den Konstruktionsplan mit."
Worum geht's? Der großartige Schauspieler hat geringfügig fiktionalisierte Geschichten über eine spezielle Kindheit geschrieben: Als Sohn des Bundeskanzlers im Bonn der Siebzigerjahre. Es treten auf: Herbert Wehner, Heinrich Lübke und Holgers Eltern auf dem Ecksofa.
Worüber wird gesprochen? Fans von Bonner-Republik-Klatsch freuen sich natürlich über die tragikomische Schilderung des Versuchs, per Radtour den Parteifrieden zu kitten. Doch am schönsten sind die Momente, in denen das besondere Kind ganz normal sein möchte - schließlich will jeder irgendwo dazugehören. Lesen Sie mehr darüber Nils Minkmar bemerkt im LITERATUR SPIEGEL "auch etwas politische Geschichte" in den "literarisch anspruchsvollen" Texten. Jochen Overbeck sieht bei SPIEGEL ONLINE ein "zentrales Motiv", das nichts mit der Bonner Republik zu tun habe: "die Kindheit als emotionalen Schutzraum, in dem die eigenen Gedanken, die eigenen Fantasien noch alles sind."
Foto: Rolf Vennenbernd/ picture alliance / dpa
3 / 20
Han Kang - "Die Vegetarierin"
Worum geht's? Yong-Hye, eine südkoreanische Ehefrau, hat einen Traum und beschließt danach, zur Vegetarierin zu werden. Ihre Umwelt akzeptiert das nicht, woraufhin sie das Menschsein aufgeben und eine Pflanze werden will.
Worüber wird gesprochen? Seit Han Kang für "Die Vegetarierin" mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnet wurde, fragt sich die westliche Literaturwelt, ob es sich um eine Parabel auf die koreanische Gesellschaft handelt. Doch zum Glück sind vielen Kritikern auch Parallelen aus Literaturgeschichten aufgefallen. Lesen Sie mehr darüber Volker Weidermann findet im LITERATUR SPIEGEL : "Han Kangs verstörendes Buch hat eine leise, revolutionäre Kraft." Maximilian Kalkhof fühlt sich auf SPIEGEL ONLINE an Franz Kafkas Parabel "Die Verwandlung" erinnert. "Und wie 'Die Verwandlung' lebt Han Kangs Roman davon, dass man seine Tiefe erahnen, aber kaum benennen kann."
Foto: LEON NEAL/ AFP
4 / 20
Thomas Melle - "Die Welt im Rücken"
Worum geht's? Für seine zwei Romane wurde Thomas Melle sehr gefeiert, doch er ist krank. Er ist manisch-depressiv und weiß um die Gerüchte, die darüber kursieren. Also entschließt er sich, über die Krankheit zu schreiben: mit einer eindrucksvollen Wucht in der Sprache, mit wenig Rücksicht auf sich selbst in der Sache - und gelegentlich mit bitterem Witz.
Worüber wird gesprochen? Zu welcher Gattung zählt eigentlich "Die Welt im Rücken"? Dass es ein Buch mit starker literarischer Kraft ist, bezweifelt kaum jemand. Deswegen ist es zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Aber ganz streng genommen werden dort ja Romane ausgezeichnet. Vielleicht bringt ja der Trend zur Autofiktion im Allgemeinen und Melles Buch im Besonderen eine Satzungsänderung mit sich.
Lesen Sie mehr darüber Tobias Becker schreibt im SPIEGEL, Thomas Melles Buch habe ihn "berührt wie lange keines: (...) Es hat mich ängstlich gemacht, traurig, dann wieder laut lachen lassen." Sein Interview mit Melle finden Sie hier (SPIEGEL Plus) .
Worum geht's? Es ist die Geschichte zweier Brüder, die auf dem Bauernhof aufwachsen. Der eine geht in die Welt hinaus, auf Auslandseinsatz, der andere bleibt der Landwirtschaft treu.
Worüber wird gesprochen? Reinhard Kaiser-Mühlecker ist erst 34 Jahre alt, aber der österreichische Autor schreibt in einer verlangsamten, aus der Zeit gefallen scheinenden Sprache. Kann man mit ihr der Gegenwart Herr werden, in der seine Handlung spielt?
Lesen Sie mehr darüber Buchpreis-Jurysprecher Christoph Schröder hält bei "Zeit Online" für "virtuos", wie Kaiser-Mühlecker "aus der hilflosen Stummheit, die seine Protagonisten anfällt, Literatur macht."
Foto: Jürgen Bauer
6 / 20
Bodo Kirchhoff - "Widerfahrnis"
Worum geht's? Ein Mann und eine Frau, beide haben das Berufsleben schon hinter sich, brechen zu einer Reise auf, die sie nach Sizilien führt - wo sie ganz direkt mit der europäischen Flüchtlingssituation konfrontiert werden.
Worüber wird gesprochen? Als der Deutsche Buchpreis 2005 zum ersten Mal verliehen wurde, war Bodo Kirchhoff Juror. 2012 stand er auf der Longlist, nun ist er erstmals auf der Shortlist vertreten. Kann der anerkannt glänzende Stilist jubeln? Kleines Detail: "Widerfahrnis" ist als Novelle ausgewiesen. Lesen Sie mehr darüber Sebastian Hammelehle mutmaßt zwar im LITERATUR SPIEGEL ( Lesen Sie hier die betreffende Ausgabe ), der Schreiblehrer Kirchhoff habe sich gelegentlich "anerkennend selbst auf die Schulter geklopft: feiner Trick!" Aber er glaubt: "Für ein Land, das sich nicht mehr so ganz sicher ist, ob es das schaffen wird, dürfte Bodo Kirchhoffs Novelle eines der Bücher dieses Herbstes sein." Anne Haeming findet auf SPIEGEL ONLINE "Widerfahrnis" ein "Wahnsinnsbuch" - vor allem wegen der "Wahrhaftigkeit, mit der er sich diesem Gefühl nähert, das wir mangels Alternative 'Liebe' nennen."
Foto: Laura J. Gerlach
7 / 20
Philipp Winkler - "Hool"
Worum geht's? Die Momente in seinem Leben, in denen sich Heiko aufgehoben fühlt, haben mit Fußball zu tun. Deshalb trifft es ihn so hart, dass seine Hooligan-Gruppe, die sich für Hannover 96 prügelt, auseinanderzubrechen droht.
Worüber wird gesprochen? "Hool" ist schon jetzt ein Phänomen. Denn es ist so viel mehr als nur ein Hooligan-Roman - es geht um Freundschaft, ums Erwachsenwerden, um Familie, aber auch um die ganz spezielle Männersentimentalität des Fußballs. Mit dem "Aspekte"-Literaturpreis ausgezeichnet, auf der Buchpreis-Shortlist: Es ist das Debüt des Jahres. Lesen Sie mehr darüber Volker Weidermann schreibt im SPIEGEL Winkler habe mit dem Roman "eine echte Leuchtrakete abgeschossen, schön mitten in den gegnerischen Fanblock hinein".
Worum geht's? Der in Kiew geborene und in Berlin lebende Autor Dimitrij Kapitelman reist mit seinem Vater nach Israel. Mit viel Humor schildert er die Reise, die auch eine Identitätssuche ist, zwischen Vater und Sohn, unter Juden, als Deutsche in Israel.
Worüber wird gesprochen? Mit seinem autobiografischen Buch ist Kapitelman der andere Kandidat für den Titel "Debüt des Jahres" - zumindest wurde es mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet.
Lesen Sie mehr darüber Alex Rühle hört im Vater in seiner Kritik für die "Süddeutsche Zeitung" einen fernen Verwandten "von Pnin" sprechen, "dem verschrobenen russischen Professor aus Vladimir Nabokovs gleichnamiger, saukomischer Liebeserklärung an alle Exilanten dieser Welt."
Foto: Nadine Kunath
9 / 20
Sibylle Lewitscharoff - "Das Pfingstwunder"
Worum geht's? 34 Dante-Forscher kommen in Rom zusammen, um über die "Divina Commedia" zu konferieren. An Pfingsten fahren sie allesamt zum Himmel auf - bis auf einen, der über das Wunder berichtet.
Worüber wird gesprochen? Gelingt es Sibylle Lewitscharoff, die Irritationen um ihre Aussagen zur künstlichen Befruchtung ("Halbwesen") zu verscheuchen? Zumindest war in den Rezensionen ihres amüsanten und gelehrten Romans über Gelehrte nur noch selten die Rede davon. Lesen Sie mehr darüber Björn Hayer nennt bei SPIEGEL ONLINE Lewitscharoffs "manieristische Sprachetüden" eine "Tour d'Horizon voller Eleganz, Schönheit und nicht zuletzt Humor."
Foto: Uwe Zucchi/ picture alliance / dpa
10 / 20
Gerhard Falkner - "Apollokalypse"
Worum geht's? Um die Geschichte eines Mannes, der zwischen Ost und West pendelt, zwischen größtmöglicher Präsenz und dem Verschwinden im Großstadttrubel als "Glasmann". Und immer wieder Sex und Begehren, sehr männliches Begehren.
Worüber wird gesprochen? Hätte nicht Frank Witzels BRD-Roman im Vorjahr gewonnen, wäre "Apollokalypse" bestimmt ein heißer Kandidat auf den Buchpreis gewesen - mit seinen Blicken auf das Kreuzberg der Achtziger oder das München der Neunziger. Lesen Sie mehr darüber Wolfgang Höbel nennt im LITERATUR SPIEGEL "Apollokalypse" ein "wunderbar unterhaltsames, poetisch überbordendes Buch".
Foto: imago
11 / 20
Christian Kracht - "Die Toten"
Worum geht's? Der Plan, eine "zelluloidne Achse" zwischen Berlin und Tokio zu bilden, führt einen Schweizer Experimentalfilmer mit einem japanischen Ministerialbeamten zusammen - und mit Charlie Chaplin. Worüber wird gesprochen? Große Aufregung, als Denis Scheck maximal großsprecherisch und nahezu sinnfrei behauptete, "Die Toten" bedeute für die Literatur, was der Tonfilm fürs Kino bedeutet habe - und das vor dem Ende der Sperrfrist, die Verlage oft für Rezensionen aussprechen.
Lesen Sie mehr darüber Felix Bayer gefallen bei SPIEGEL ONLINE die kluge Konstruktion, die vielschichtigen Motive und die spielerische Sprache Krachts. Sebastian Hammelehle bemerkt im LITERATUR SPIEGEL ( Lesen Sie hier die betreffende Ausgabe ), Krachts Gegenstand in "Die Toten" sei "nicht nur der Tod, sondern auch die mit dem Tod verbundene Erotik".
Foto: Frauke Finsterwalder
12 / 20
Emma Braslavsky - "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen"
Worum geht's? Zwei Weltrettungsorganisationen bekämpfen sich erbittert, ein fiktives Blog schickt Nachrichten - und plötzlich taucht eine Insel aus dem Meer auf: Der Stoff klingt nach Science-Fiction, aber die 1971 in Erfurt geborene Autorin geht ihn an wie einen Gegenwartsroman. Worüber wird gesprochen? Woher hat Emma Braslavsky all ihre Ideen? Darauf gibt sie auf der Website zum Roman Auskunft - aber Vorsicht: Die gibt auch wieder neue Rätsel auf. Lesen Sie mehr darüber Peter Henning erkennt für SPIEGEL ONLINE "einen wilden Drive" in Braslavskys Roman. Sie wolle "offenbar alles: den großen Prosa-Umsturz, das ganz große intellektuelle Ding".
Foto: Stefan Klüter/ Suhrkamp
13 / 20
Nathan Hill - "Geister"
Worum geht's? Der ziellos dahinlebende Literaturwissenschaftler Sam Anderson-Andresen findet plötzlich das Buchthema seines Lebens, als seine Mutter einen ultrakonservativen Präsidentschaftskandidaten angreift.
Worüber wird gesprochen? "Geister" macht eines jener großen zeitgeschichtlichen Szenarien auf, für die die US-Literatur seit Jonathan Franzen so geschätzt wird. Mit Gastauftritten von realen Figuren wie Allen Ginsberg, Walter Cronkite und Hubert Humphrey.
Lesen Sie mehr darüber Anne Haeming interpretiert "Geister" auf SPIEGEL ONLINE als "ein fast 900 Seiten langes Räsonieren über die Frage, was passiert, wenn man Entscheidungen trifft, was passiert, wenn sich doch Zweifel einschleichen". Es sei also "im besten Sinne ein Buch übers Lebenführen".
Foto: Michael Lionstar
14 / 20
Ottessa Moshfegh - "McGlue"
Worum geht's? Ein Seemann wird unter Deck gefangen gehalten, weil er endlich nüchtern werden soll und sich erinnern: Was hat er mit dem Tod seines besten Kumpels zu tun? Alles verschwimmt in seiner Erinnerung und im Plot dieses dünnen, aber großen Buches. Worüber wird gesprochen? In den USA wird Ottessa Moshfegh für ihr offizielles Romandebüt "Eileen" gefeiert. Doch schon wie diese vorher erschiene Novelle mit dem Erinnern und Vergessen spielt, zeigt ein großes Talent. Lesen Sie mehr darüber Sylvia Staude fragt in der "Frankfurter Rundschau" besorgt "what shall we do with the drunken sailor?" und bewundert die Sprachmacht und den Formwillen Ottessa Moshfeghs.
Foto: Krystal Griffiths
15 / 20
Aravind Adiga - "Golden Boy"
Worum geht's? Der große Bruder ist ein Cricket-As, einer der Besten in Mumbai. Doch es stellt sich heraus: Auch der kleine Bruder ist äußerst talentiert. Doch will er über dem Älteren nacheifern?
Worüber wird gesprochen? Kann man einen Cricket-Roman lesen, wenn man keine Ahnung von Cricket hat? Man kann es ohne Probleme: Die Einblicke in die indische Gesellschaft sind spannend und die Konflikte universell. Lesen Sie mehr darüber Shirin Sojitrawalla findet in der "taz" , Adiga sei es gelungen, "einen Roman vorzulegen, an dem sich der Gesundheitszustand Indiens locker ablesen lässt."
Foto: Mark Pringle
16 / 20
Noah Hawley - "Vor dem Fall"
Worum geht's? Ein Privatflugzeug stürzt ab vor der amerikanischen Ostküste - nur ein Künstler und ein kleiner Junge überleben. Daraus ergibt sich eine Geschichte, die viel über die Medien als Unterhaltungsmaschinerie erzählt.
Worüber wird gesprochen? Sind die medienkritischen Untertöne eine Abrechnung mit dem Medium, in dem Noah Hawley besonders reüssierte? Er wird als TV-Drehbuchschreiber gefeiert, insbesondere für seine Serienadaption des Films "Fargo". Lesen Sie mehr darüber Marcus Müntefering empfiehlt auf SPIEGEL ONLINE "Vor dem Fall" als Urlaubslektüre, doch der Roman unterscheide sich "von Reißbrett-Bestsellern der Sorte 'Gone Girl'. Weil Hawley etwas zu erzählen hat. Über die Welt und über seine Figuren."
Foto: Leah Muse
17 / 20
Fiston Mwanza Mujila - "Tram 83"
Worum geht's? In einer kongolesischen Bergbaustadt scheint alle Moral verfallen zu sein. Touristen und Arbeiter, Studenten und Prostituierte kommen zusammen in einer Bar namens "Tram 83".
Worüber wird gesprochen? Fiston Mwanza Mujila, der in Lubumbashi geboren wurde, in Graz lehrt, aber auf Französisch schreibt, hat einen postkolonialen Roman geschrieben, in dem manche Töne schrill klingen wie im wilden Jazz. Doch auch wenn man verwirrt ist, ist man nicht unbeeindruckt. Lesen Sie mehr darüber Angela Schader schwärmt in der "Neuen Zürcher Zeitung" , Mujila schreibe "frech, beißend, unerhört musikalisch".
Foto: imago
18 / 20
Don DeLillo - "Null K""
Worum geht's? Das Ende der Welt steht kurz bevor, da bereitet sich ein alternder Milliardär darauf vor, sich einfrieren zu lassen für eine möglicherweise bessere Zukunft.
Worüber wird gesprochen? Der große Zeitdiagnostiker DeLillo hat eine Art Science-Fiction-Szenario entworfen, für das er prächtige Kritiken bekam. Der 80-Jährige wäre reif für den Nobelpreis - aber kann nach Bob Dylan ein anderer US-Amerikaner den so schnell bekommen?
Lesen Sie mehr darüber Christian Buß spricht bei SPIEGEL ONLINE" von einem "großen, späten, hellwachen DeLillo-Werk" - seinem besten Buch seit Langem. Das sieht Dirk Kurbjuweit im LITERATUR SPIEGEL ( Lesen Sie hier die betreffende Ausgabe ) ähnlich: "Niemand ist so wach für das große Ganze, für das 'Weltsummen'", schreibt er.
Foto: Timothy Hiatt/ Getty Images
19 / 20
Peter Sloterdijk - "Das Schelling-Projekt"
Worum geht's? Fünf Wissenschaftler, drei Männer und zwei Frauen, erarbeiten einen Projektantrag für die Deutsche Forschungsgesellschaft vor - Thema: eine Theorie des weiblichen Orgasmus. Die Figuren heißen Guido Mösenlechzner oder Desiree zur Lippe.
Worum geht's wirklich? Wie kommt der Philosoph Peter Sloterdijk auf die Idee, einen Roman zu schreiben - und dann noch so einen? Es sei ihm um "die philosophisch verallgemeinerte Bewunderung des Mannes für die Frau" gegangen, sagte er in einem Interview mit der "SZ".
Lesen Sie mehr darüber Elke Schmitter zeigt sich im LITERATUR SPIEGEL erschüttert : "Der Kontrast zwischen der Ambitioniertheit des literarischen Unternehmens und seiner sprachlichen und inhaltlichen Tatsächlichkeit ist niederschmetternd."
Foto:
Andreas Gebert/ picture alliance / dpa
20 / 20
Frank Schulz - "Onno Viets und der weiße Hirsch"
Worum geht's? Zum dritten Mal schickt der Hamburger Schriftsteller Frank Schulz seinen Detektiv Onno Viets los, dessen drei Superkräfte Zuhören, Reagieren und Sitzen sind. Mit Pingpong auf Noppensocken kommt er immer wieder zur Ruhe - auch wenn es um eine Familienfehde in einem Dorf namens Finkloch geht.
Worum geht's wirklich? Nach diesen drei Romanen soll es tatsächlich vorbei sein mit dem skurrilen Onno Viets. Dabei hatten wir uns doch gerade so richtig an ihn gewöhnt.
Lesen Sie mehr darüber Richard Kämmerlings beobachtet in der "Welt" , nicht nur Damwild oder handelsübliche Kriminelle würden "hier mit verblüffendem Sprachwitz gejagt". Im Visier habe Onno Viets "Schuld und Sühne und was jenseits aller Trophäen am Ende eines Lebens wirklich zählt".
Foto: Hans Saalfeld
Matthias Brandt - "Raumpatrouille"
Worum geht's? Der großartige Schauspieler hat geringfügig fiktionalisierte Geschichten über eine spezielle Kindheit geschrieben: Als Sohn des Bundeskanzlers im Bonn der Siebzigerjahre. Es treten auf: Herbert Wehner, Heinrich Lübke und Holgers Eltern auf dem Ecksofa.
Worüber wird gesprochen? Fans von Bonner-Republik-Klatsch freuen sich natürlich über die tragikomische Schilderung des Versuchs, per Radtour den Parteifrieden zu kitten. Doch am schönsten sind die Momente, in denen das besondere Kind ganz normal sein möchte - schließlich will jeder irgendwo dazugehören. Lesen Sie mehr darüber Nils Minkmar bemerkt im LITERATUR SPIEGEL "auch etwas politische Geschichte" in den "literarisch anspruchsvollen" Texten. Jochen Overbeck sieht bei SPIEGEL ONLINE ein "zentrales Motiv", das nichts mit der Bonner Republik zu tun habe: "die Kindheit als emotionalen Schutzraum, in dem die eigenen Gedanken, die eigenen Fantasien noch alles sind."