"Der kleine Nick" im Interview "Da komme ich ganz groß raus"
SPIEGEL ONLINE: 31 Jahre nach dem Tod von René Goscinny erscheint "Der Ballon und andere unveröffentlichte Geschichten". Wie kam es dazu?
Nicolas: Also, das war so, dass Anne, Anne Goscinny, die Tochter von René, der mich erfunden hat, 1959, und auch meine Freunde, nämlich Rufus, der immer alles besser weiß, nur weil sein Vater Flic, ich meine, Polizist ist, Geoffroy, der immer angeben muss und einen reichen Papa hat, der ihm alles schenkt, und Eudes, der stark ist, und dann Alceste, der immer Hunger hat und deswegen nie die Pause verpasst und mitten im Fußballspiel anfängt seinen Fressbeutel zu suchen ...
SPIEGEL ONLINE: Ähm, eigentlich wollten wir
Nicolas: ... Also René hat die Geschichten von mir und meiner Familie aufgeschrieben und Jean-Jacques, der ist Zeichner und heißt auch Sempé, der hat die Zeichnungen dazu gemacht, wo ich eigentlich ziemlich gut weggekommen bin, mit meinem Pulli und manchmal mit Krawatte und ein bisschen Strubbelfrisur. Das hat den Leuten gefallen, ich bin bald richtig berühmt geworden, ja, auch im Ausland, weil, die Zeichnungen kann man ja gut ansehen und das Geredete ist übersetzt worden ...
SPIEGEL ONLINE: ... Lebensweisheiten aus kindlicher Perspektive ...
Nicolas: Tja, was so passiert ist in der Pause, in den Ferien, mit meinen Kumpeln und manchmal der Ärger, das kam erst in der Zeitung "Sud-Ouest Dimanche" raus und dann in dem Comic "Pilote", und dann sind die ganzen Bücher erschienen und auch die andern beiden Bücher, da war René schon tot, die vor fünf und vor drei Jahren rausgekommen sind, die haben sich dolle verkauft, sogar in vielen Sprachen, 30 verschiedene, die meisten habe ich auf dem Globus von Joachim gefunden, die Länder, auch Katalanisch und Chinesisch, das war prima, nur weiß ich nicht, wie die Ni-ke-la übersetzt haben, in diese Pinselstriche.
SPIEGEL ONLINE: Wie kommt es, dass erst jetzt
Nicolas: Also, die Geschichte mit dem Osterei, wo mein Papa beim Malen mit den Farben, und dann als er sie verstecken will, aber das soll ich nicht erzählen, sonst will ja keiner mehr lesen wie es weitergeht, dabei ist die Sache schon mal erzählt worden, 1959 eben, in der Zeitung "Sud-Ouest Dimanche", nur die anderen halt nicht, die Geschichten waren weg, so in einer Schublade vergessen und dann hat Anne, die Tochter von René, aber das habe ich ja gesagt, und Jean-Jacques Sempé hat 70 Zeichnungen dazu gemalt, wie immer, sogar mit Wasserfarbe und wirklich super, besser als Papa mit den Ostereiern.
SPIEGEL ONLINE: Im Herbst kommen die Abenteuer dann als Film
Nicolas: Da komme ich ganz groß raus, weil lauter berühmte Leute mitspielen, aber trotzdem ist es ganz genauso wie in den Geschichten, mit allen Kumpeln und das Kicken ist echt, nur beim Boxen und Nasebluten haben sie falsches Blut genommen, sieht aber echt stark aus und macht genauso Flecken auf der Jacke
SPIEGEL ONLINE: Und die Stadt Paris zeigt zu deinem 50. Geburtstag auch noch eine Ausstellung im Rathaus
Nicolas: Und dazu fahren jetzt zwei Busse in Paris, so wie früher halt, mit einer offenen Plattform hinten, wo man aufspringen kann, ich mach das im Fahren, das sieht klasse aus, sportlich, nur dass Alceste immer Angst hat, dass seine Schinkenbaguette eingequetscht wird. Ja, die Ausstellung, da gibt es ganz viel von den Büchern und 160 Bilder von Sempé und Fotos von früher und dann gibt es ein Quiz, auf einem Zettel, das andere Kinder auch ausfüllen können, nicht wie Hausaufgaben, sondern ganz leicht. Und kosten tut es auch nichts, es ist nämlich umsonst der Eintritt, gratis. Super, gelle?
Das Interview führte Stefan Simons
Goscinny, Sempé: "Le Petit Nicolas. Le ballon et autres histoires inédites", Imav Editions, bisher nur auf Französisch erschienen
Die Ausstellung "Le Petit Nicolas" ist bis zum 7. Mai im Pariser Rathaus zu sehen