"Roman des Jahres" Deutscher Buchpreis geht an Anne Weber

"Annette, ein Heldinnenepos" ist der beste deutschsprachige Roman des Jahres - das hat die Jury des Deutschen Buchpreises entschieden. Anne Weber gewinnt die Literaturauszeichnung für ein Versepos.
Preisträgerin Anne Weber

Preisträgerin Anne Weber

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Helmut Fricke / dpa

Der Deutsche Buchpreis 2020 geht an die Schriftstellerin Anne Weber. Die 1964 in Offenbach geborene Autorin bekommt die Auszeichnung für "Annette, ein Heldinnenepos". Sie erzählt darin die Lebensgeschichte der heute 96-jährigen Annette Beaumanoir. Sie sei nicht nur die Heldin des Buches, sondern "eine wirkliche Heldin", sagte die Preisträgerin in ihrer Dankesrede. "Mein Verdienst ist es vielleicht, dieser Geschichte einen Rhythmus gegeben zu haben".

Weber, die schon seit 1983 in Paris ansässig ist, hat nämlich für "Annette" die Form des Versepos gefunden - "eine uralte Form, in der von wagemutigen Großtaten erzählt wurde". Die aus der Bretagne stammende Annette Beaumanoir war während der deutschen Besatzung Frankreichs in der Résistance, sie rettete zwei jüdischen Jugendlichen das Leben. Später setzte sie sich im Algerienkrieg auf der Seite der Unabhängigkeitsbewegung ein.

"Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen: Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet", begründete die Jury ihre Wahl.

Frankfurter Buchmesse 2020

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"Annette, ein Heldinnenepos" sei eine Geschichte voller Härten, die Weber aber "mit souveräner Dezenz und feiner Ironie" erzähle. Dabei gehe es um "die deutsch-französische Geschichte als eine der Grundlagen unseres heutigen Europas." Anne Weber ist neben ihren eigenen Büchern auch für Übersetzungen vom Deutschen ins Französische und umgekehrt bekannt.

Für die Shortlist hatte die Jury außerdem Bov Bjerg mit "Serpentinen", Dorothee Elmiger mit "Aus der Zuckerfabrik", Thomas Hettche mit "Herzfaden", Deniz Ohde mit "Streulicht" und Christine Wunnicke mit "Die Dame mit der bemalten Hand" nominiert. 2019 war Saša Stanišić für "Herkunft" mit dem Buchpreis ausgezeichnet worden.

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels seit 2005 den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet traditionell zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt - unter den besonderen Umständen des Pandemiejahres diesmal allerdings mit weniger Publikum als sonst.

Buchpreisjury 2020

Buchpreisjury 2020

Foto: vntr.media

Die Sprecherin der siebenköpfigen Jury, Hanna Engelmeier vom Kulturwissenschaftlichen Institut der Universität Essen, sprach von der Juryarbeit in der Corona-Zeit als Mischung aus dem "glücklichen Eskapismus" der Romanlektüre und dem "Hereinstoßen in das Jetzt".

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