»Riecht nach Zensur« Diskussion über Änderungen an »James Bond«-Romanen

Sean Connery als James Bond in »James Bond 007 – Feuerball« (1965)
Foto: Snap Photo / ddp007, ein korrekter Typ? Die »James Bond«-Romane des britischen Autors Ian Fleming sollen zum 70. Jubiläum der Buchreihe in einer Neuauflage erscheinen. Begriffe und Anspielungen, die heute als anstößig gelten könnten, sollen allerdings entfernt oder geändert werden, wie das Unternehmen Ian Fleming Publications (IFP) mitteilte. Die Firma gehört Flemings Nachfahren und verwaltet die Rechte an den Romanen und Kurzgeschichten über den Geheimagenten 007. Zuvor hatte die britische Zeitung »The Telegraph« über die umstrittenen Anpassungen berichtet.
»Einige rassistische Wörter, die jetzt wahrscheinlich großen Anstoß erregen«, habe man laut IFP geändert, »wobei so nah wie möglich am Originaltext und der Zeit festgehalten wurde.« Die Bücher der Neuauflage sollen zudem den Warnhinweis enthalten, dass die Romane in einer Zeit geschrieben wurden, als manche Begriffe und Einstellungen alltäglich waren, die heutzutage als problematisch empfunden werden könnten.

Sean Connery als James Bond in »James Bond 007 – Diamantenfieber« (1971)
Foto: Capital Pict. / ddpDie Änderungen sind nicht nur unter Bond-Fans umstritten. Auch Fleming-Biograf Andrew Lycett äußerte sich kritisch. »Es ist niemals gut, das zu verändern, was ein Autor geschrieben hat. Das riecht nach Zensur«, schrieb Lycett in »The Independent«. Zwar wirkten einige Passagen in den »James Bond«-Romanen nicht mehr zeitgemäß. »Trotzdem bin ich fest überzeugt, dass das, was ein Autor zu Papier bringt, sakrosankt ist und nicht verändert werden sollte. Es ist Zeugnis der Einstellungen des Autors – und der Gesellschaft – zu einem bestimmten Zeitpunkt, egal ob es Shakespeare, Dickens oder Ian Fleming ist.«
IFP teilte mit, man habe für die Änderungen die US-Ausgabe des 1954 erschienenen Romans »Live And Let Die« (»Leben und sterben lassen«) als Vorlage genommen. Fleming selbst habe damals Änderungen für die US-amerikanische Veröffentlichung zugestimmt, weil einige Begriffe in dem Roman »schon Mitte der Fünfzigerjahre in Amerika problematisch waren«. Nach diesem Vorbild sei man nun auch bei den anderen Büchern vorgegangen. Einige blieben gänzlich unverändert, darunter Flemings 007-Debüt »Casino Royale« von 1953.
Zuvor hatte es bereits Diskussionen um Änderungen an Kinderbüchern von Roald Dahl gegeben. Der zuständige Verlag gab schließlich bekannt, zusätzlich eine unveränderte Ausgabe der Klassiker zu veröffentlichen.
Lycett vermutet auch finanzielle Beweggründe bei den Verlagen. So wird für IFP die Zeit knapp. Im Jahr 2034, 70 Jahre nach dem Tod von Autor Fleming, laufen die Urheberrechte ab. Dann wird »James Bond« gemeinfrei – und jeder kann die Romane in jeglicher abgeänderter Form veröffentlichen.