Neuer Roman von Joanne K. Rowling Hype, aber nicht Buch des Herbstes

Schriftstellerin J. K. Rowling: Deutschsprachige Startauflage 500.000 Exemplare
Foto: DPA/ Wall to Wall Media+++ Epilog +++
[17.05 Uhr] Wenn Barry Fairbrother schon sterben musste - dann doch nicht für einen derartigen Roman. Vergleicht man abschließend Vorabrummel und literarische Qualität, bleibt nur das Resümee: "Ein plötzlicher Todesfall" ist der größte literarische Hype dieses Herbstes, auf keinen Fall aber ein wichtiges Buch.
+++ Königsblauer Klops +++
[16:33 Uhr] Das Ende wollen wir nicht verraten, wohl aber den letzten Satz. Sodann: "Die Familie musste Terri Weedon förmlich über den königsblauen Teppich aus der Kirche tragen, und die Gemeinde wandte den Blick ab."
+++ Melodramatischer Schluss +++
[16.01 Uhr] Wenn es überhaupt einen Moment gibt, in dem Rowling den ironischen Plaudertonfall des Buchanfangs annäherungsweise wieder aufnimmt, dann ist es das Schlusskapitel. Die Distanzierung, die Rowling zu Beginn noch gelungen war, allerdings verflüchtigt sich hier in allzu viel Melodramatik. Wenn denn die ersten Seiten von "Ein plötzlicher Todesfall" ein Versprechen gewesen sein sollten - es wurde nicht eingehalten.
+++ Sag es durch die bronzefarbene Chrysantheme +++
[15.50 Uhr] Ein Sarg in "grellem Pink", einer schneeweiß, dazu "bronzefarbene Chrysanthemen" - im Schlusskapitel rundet sich das Buch. Und wer sonst könnte ein Buch abrunden, wenn nicht der Tod. Bronzefarbene Chrysanthemen gibt es übrigens wirklich, wir haben das nachgeprüft.
+++ Amerika wacht auf +++
[15.38 Uhr] Kaum beginnt an der US-Ostküste der Arbeitstag, veröffentlicht auch die "New York Times" eine Rezension von "The Casual Vacancy", wie "Ein plötzlicher Todesfall" im englischsprachigen Original heißt: "Leider ist die Welt, die sie beschreibt", heißt es dort über Rowling, "so vorsätzlich banal und bedrückend klischeehaft, dass 'The Casual Vacancy' nicht nur enttäuschend ist - es ist niveaulos."
+++ Jetzt twittert sie wieder +++
[15.34 Uhr] Weltsensation! Erstmals seit mehr als fünf Monaten hat Joanne K. Rowling wieder getwittert. "Ich bin entzückt, dass heute mein neuer Roman für Erwachsene erscheint", zitiert sie die dpa.
+++ Rowling hinter "Shades of Grey" +++
[15.18 Uhr] Wie die dpa meldet, rangiert Joanne K. Rowlings neuer Roman "Ein plötzlicher Todesfall" beim Internethändler Amazon auf Platz vier bei Büchern insgesamt - hinter den drei Bänden von "Shades of Grey". Im Online-Shop von Thalia stand das Buch auf Platz 11, beim Konkurrenten bol.de schloss es die Top-10 ab.
+++ Im Sozialzoo +++
[15.05 Uhr] Gut gemeint ist "Ein plötzlicher Todesfall" womöglich doch nur auf den ersten Blick. Nicht, dass man arm sein muss, um über Arme zu schreiben - aber Rowling, selbst eine der reichsten Frauen Großbritanniens, missbraucht die Angehörigen der Unterschicht wie Insassen eines Sozialzoos, um ihr eigenes Image aufzupolieren. Die marktschreierisch aufgezogenen Sexszenen, die vielen Kraftausdrücke dienen ihr dabei, wie im Boulevardtheater, lediglich als Mittel zum Zweck. Zum Erkenntnisgewinn tragen sie kaum bei. Auffällig auch, dass bei Rowling die Armen fast durchgängig Trainingsanzug tragen - wie man sie sich eben so vorstellt.
+++ Klischees und Phrasen +++
[14.43 Uhr] "Und sie holte tief Luft, als hoffte sie, den intensiven Geschmack von Unheil in der warmen Nachmittagsluft wahrzunehmen"; "Die vertrauten, ach so geliebten Straßen erschienen ihr anders, fremd"; "Er war sowohl aus prinzipiellen, als auch aus persönlichen Gründen dagegen"; "...dass er ausgiebig und einfallsreich mit ihr geschlafen hatte..." - wahllos aus dem Buch herausgegriffene, eigentlich unbedeutende Sätze, die allesamt zeigen woran die Sprache in "Ein plötzlicher Todesfall" krankt: Sie ist einerseits zu phrasenhaft und klischeebelanden, ächzt aber gleichzeitig unter Rowlings Willen, etwas Besonderes zu schaffen.
+++ Mutwilliger Vergleich +++
[14.22 Uhr] Mutwilliger Vergleich beim mittäglichen Nachdenken über Rowling: Dieses Buch erinnert an jene 60-jährigen Damen, die es beim Friseur statt der für spießig gehaltenen Dauerwelle einmal mit einem frechen Igelhaarschnitt in Fuchsiarot probieren - und nicht merken, dass dies noch viel spießiger wirkt.
+++ Der vorletzte Teil +++
[13.48 Uhr] Auf Seite 550 endet der vorletzte Teil des Buches. Mit fortschreitender Dauer wird die offenkundigste Schwäche von "Ein plötzlicher Todesfall" manifest: Eine märchenhafte Geschichte wie "Harry Potter" trägt allein durch ihren Phantasiereichtum die schlichte Sprache von Rowling und deren konventionelle Erzähltechnik. In diesem Roman hingegen ergibt sich aus der Kombination von gutgemeintem, letztlich aber doch hausbackenem Plot und Rowlings, für eine geübte Schriftstellerin doch ziemlich limitierten literarischen Mitteln, geradezu der Inbegriff von Graubrotprosa der etwas älteren Schule. Old Labour mag in vielem aufrechter, heroischer und weniger abgefeimt gewesen sein, als das, was mit New Labour unter Tony Blair folgte - diesem Buch aber hätte etwas weniger Old-Labour-Sozialkritik und mehr literarischer und weltanschaulicher Wagemut gut getan. Oder sollte sich das im Schlusskapitel alles ändern?
+++ Viel Kondition +++
[13.16 Uhr] Der Schauspieler Christian Berkel ist Sprecher der mehr als 20-stündigen Hörfassung von "Ein plötzlicher Todesfall". In einem Berliner Studio liest Berkel von diesem Freitag an das 576 Seiten lange Buch ein. Während Berkel liest, werden in einem anderen Studio die Aufnahmen bereits gemischt und geschnitten, damit das Hörbuch so schnell möglich auf den Markt kommen kann.
Geplanter Veröffentlichungstermin ist Ende Oktober/Anfang November. Die ungekürzte, 1260 Minuten lange Lesung erfordere vom Sprecher nicht nur eine große interpretatorische Leistung, sondern auch viel Kondition, so Völker-Sieber. Und: "Wir hoffen, dass sich Christian Berkel nicht erkältet". Für Berkel sei es übrigens die erste Beschäftigung mit einem Text der britischen Bestseller-Autorin - die Abenteuer von Zauberlehrling "Harry Potter" kenne er nicht, so die dpa.
+++ Tote im "Todesfall" +++
[13.08 Uhr] Ohne jegliche Gewähr erhobene Zählung der Toten in "Ein plötzlicher Todesfall": Auf Seite 534 stirbt der Nächste.
+++ 2:1 +++
[13.04 Uhr] Was wären große Literaturereignisse ohne die Buchmacher? Wie APD meldet, hat das britische Wettbüro William Hill eine Quote von 2:1 festgelegt, dass am ersten Tag mehr Exemplare von "Ein plötzlicher Todesfall" verkauft werden als vom letzten Harry-Potter-Roman. Dafür müsste die Marke von 2,6 Millionen geknackt werden.
+++ Harte Themen +++
[12.50 Uhr] Das nennt man wohl Understatement. Joanne K. Rowling hatte im Vorfeld verlautbart, "Ein plötzlicher Todesfall" sei kein Kinderbuch. Nach 400 Seiten lässt sich sagen: Es ist auch kein Buch für Erwachsene, die ein phantasievoll konstruiertes, entspannnendes Weltfluchtabenteuer im Stil von "Harry Potter" erwarten. Heroin, Prostitution, Vergewaltigung, Pädophilie: Rowling fährt fast alles auf, was die Gegenwart an so genannten harten Themen zu bieten hat. Dieses Buch ist ein energischer Bruch mit dem eigenen Image.
+++ Ist Sex das neue Langweilig? +++
[12.32 Uhr] Dass es zu "Harry Potter" kein deutsches Äquivalent gibt, ist klar - aber wie einzigartig ist eigentlich "Ein plötzlicher Todesfall" auf dem Buchmarkt? Die Leidenschaft für Sexszenen scheint Rowling, die sich selbst im SPIEGEL-Interview als "langweilig" bezeichnet, mit Charlotte Roche zu teilen. Und wir fragen uns: Ist Sex das neue Langweilig? Darüberhinaus erinnert Rowlings Roman im dritten Teil in seiner Schilderung eines Junkie- und Prostituierten-Schicksals eher an einen Film von Ken Loach als an englische Mittelstandsprosa - nach dem geradezu Blockbuster-artigen Bilderbucheinstieg eine Überraschung. Fast zumindest - denn oft ist die heile Fassade ja nur Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. In der deutschsprachigen Literatur jedenfalls hat es zuletzt kaum eine derartig klassisch sozialrealistisch grundierte Erzählung gegeben.
+++ Auf dem Friedhof +++
[12.14 Uhr] Wir wollen nicht zu viel verraten, aber zwischendurch doch mal wieder eine triviale Sexinformation: Kurz vor Ende des dritten Teils beschreibt Rowling auf Seite 293 ein jugendliches Liebespaar, dessen Annäherung deutlich expliziter beschrieben wird, als die von Hermine und Ron in "Harry Potter" - und dann ist diese Liebesszene auch noch angesiedelt in der Nähe des Grabs von Barry Fairbrother.
+++ Schwarz und weiß +++
[12.10 Uhr] Während in "Harry Potter" Figuren wie Severus Snape vielschichtig und nicht eindeutig der Seite der Guten oder Bösen zuzuordnen sind, wirkt das Weltbild in "Ein plötzlicher Todesfall" in der ersten Hälfte des Buches recht manichäisch. Rowlings Eintreten für die Unterschicht ist sympathisch und Reichen-Bashing dürfte einem Großteil ihrer Leserschaft selbst in Großbritannien, dem viel beschworenen Mutterland des Kapitalismus, zusagen - allein ihre eigene Geschichte allerdings hätte die Autorin eines Besseren belehren können: Immerhin hat sie es zwischenzeitlich bis zur Milliardärin gebracht. SPIEGEL ONLINE fordert deshalb eine neue Abgabe: Nicht nur auf Vermögen, sondern auf auch Vermögendenklischees.
+++ Erste Rezensionen in Großbritannien +++
[12.00 Uhr] Gemischtes Echo: Wie die Agentur AFP meldet, erhielt J.K. Rowling in den ersten englischsprachigen Kritiken von "Ein plötzlicher Todesfall" zwar Lob für ihre soziale Botschaft, für die sie in die Nähe von Charles Dickens gerückt wurde. Doch erntete sie Kritik für teils als obszön empfundene Szenen, mit der sie weit entfernt von ihrem Welterfolg mit dem Zauberlehrling "Harry Potter" sei.
Der Roman sei "manchmal lustig, oft erstaunlich gut beobachtet und voller Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit", schrieb Allison Pearson in der Zeitung "Daily Telegraph". Unter Anspielung auf explizite Sex- und Drogenszenen fügte sie hinzu, sie werde wie tausende andere Eltern auch in den kommenden Tagen verhindern müssen, dass ihre Kinder dieses Buch lesen.
Der "Daily Mirror" verriss Rowlings neues Werk als "Harry Potter und der Kelch des Schmutzes" und empörte sich über "hundertfach" benutzte vulgäre Ausdrücke. Der Kritiker des "Independent" lobte einerseits ein "Lied der Freiheit", störte sich aber an "plumpen satirischen Versatzstücken". Die Rezensentin der "Times" wiederum befand, das Buch basiere auf der "Vorstellung des Romans als Kraft des gesellschaftlichen Guten", sei aber möglicherweise "ein kleines bisschen langweilig".
+++ Die Konstruktion +++
[11.46 Uhr] "Ein plötzlicher Todesfall" besteht aus sieben Teilen, Teil eins ist größtenteils in Wochentage aufgeteilt. Bis zum Mittwoch konzentriert sich Rowling auf die Unterschicht. Am Freitag erst wird Fairbrothers Leiche zum Bestattungsunternehmer gebracht. Auf Seite 207 beginnt nun der Teil zwei. Rowlings Sätze sind, wie auch in "Harry Potter" einfach, genau beschreibt sie Aussehen und Wesen ihrer Figuren. Dazu zahlreiche Dialoge, ab und zu mal trockene Ironie: "Seid Ihr den ganzen Weg mit ins Krankenhaus gefahren?" - "Nein, unterwegs wurde uns langweilig."
+++ Der Rowling-Effekt +++
[11.38 Uhr] Wie die Nachrichtenagentur dapd meldet, hofft der Carlsen Verlag auf einen zusätzlichen Umsatz von zehn Millionen Euro durch den Verkauf des neuen Romans von Joanne K. Rowling. "Ohne das Buch gehen wir im laufenden Jahr von einem Umsatz von gut 50 Millionen Euro aus", sagte Geschäftsführer Joachim Kaufmann laut einer am Donnerstag veröffentlichten Vorabmeldung der "Wirtschaftswoche". "Was da noch hinzukommt, ist der Rowling-Effekt: Das könnten durchaus zehn Millionen Euro oder mehr sein."
"Ein plötzlicher Todesfall" ist am Donnerstag in Deutschland und im englischsprachigen Raum auf den Markt gekommen. Carlsen ist mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren an den Start gegangen. Der Verlag will mindestens das Doppelte verkaufen: Würden es nur 200.000 Stück, "wäre das nicht so schön", sagte Kaufmann.
+++ Springfield oder Pagford? +++
[11.27 Uhr] Mit der Schilderung von Sex, Grausamkeiten und großzügig über den Text gestreuten Kraftausdrücken hatte Rowling zu Beginn des Buchs auch begriffstutzigen Lesern klargemacht, dass sie sich von "Harry Potter" mit fast allen Mitteln absetzen will. Im zweiten Abschnitt hält sie sich mit Showeffekten zurück, am Beispiel von Barry Fairbrother und Krystal Weedon arbeitet sie das soziale Gefälle heraus. Manches in ihrem Pagford erinnert dabei allerdings eher an die holzschnittartige Anlage von Matt Groenings "Simpsons", als an einen komplexen Roman.
+++ Das Klassensystem +++
[11.16 Uhr] Wie sang einst Billy Joel so schön: "Uptown Girl"... - auch in "Ein plötzlicher Todesfall" geht es um den Konflikt Ober- gegen Unterstadt. Auf der einen Seite das proppere Pagford, auf der anderen Seite Yarvil mit dem Stadtteil Fields, ein großes Gebiet mit Sozialwohnungen. J.k. Rowling dürfte wissen, wovon sie schreibt: Bevor sie 2001 in das luxuriöse Anwesen Killiechassie House zog, lebte sie im Edinburger Arbeiterviertel Leith.
+++ Alles beruht auf Gegenseitigkeit +++
[11.08 Uhr] Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Literaturnobelpreis für Rowling fordert. Uwe Tellkamp, dessen Roman der "Der Turm" Anfang Oktober in einer ARD-Verfilmung zu sehen ist, tut ihr den Gefallen - wir fordern im Gegenzug: Literaturnobelpreis für Tellkamp. Oder zumindest den Nobelpreis für die Kunst, sich selbst ins Gespräch zu bringen.
+++ Üble Nachrede +++
[11.00 Uhr] "Scheißkerl" oder "bester Freund" - was ist von Fairbrother eigentlich zu halten? Krystal, so erfahren wir auf Seite 53, hat in der Schule nur hysterisch gekichert. Sie trauert um Fairweather. Shirley Mollison veröffentlicht einen scheinheiligen Online-Nachruf auf der Seite des Gemeinderats, dem Fairbrother angehörte. Ihr Mann Howard, der mit Vornamen seltsamer Weise fast wie das berühmte Internat heißt, ist Vorsitzender des Gemeindegremiums. Auch er verachtete den Toten. Auf Seite 59 wird die üble Nachrede noch gesteigert: Fairbrother habe sich schmieren lassen. Damit endet die Exposition des Buchs. Es folgt das zweite Kapitel "Alte Zeiten".
+++ Kein Vergleich +++
[10.58 Uhr] Wie die dpa meldet, ist der erste Ansturm auf "Ein plötzlicher Todesfall" in Großbritannien und Deutschland überschaubar ausgefallen. Viele Buchläden in Rowlings Heimatland Großbritannien öffneten eine Stunde früher als üblich, um dem Andrang der Fans zu begegnen. In London hatten sich jedoch zunächst keine Schlangen vor den Läden gebildet.
"Mit Zuständen wie bei "Harry Potter" haben wir nicht gerechnet", sagte eine Verkäuferin in der Belletristik-Abteilung des Kulturkaufhauses Dussmann in Berlin. Auch in München gab es vor einer der größten Buchhandlungen am Marienplatz keine Schlange, niemand habe vor dem Laden gewartet, wie ein Sprecher der Buchhandelskette Hugendubel sagte: "Kein Vergleich mit Harry Potter".
+++ Blick in den Kostümfundus +++
[10.48 Uhr] "Weißes Hemd, Kordhose, dunkelgrüne Segeltuchschürze und eine Sherlock-Holmes-Mütze" - was sich liest wie die Karikatur eine Engländers, ist Rowlings Beschreibung des Stils von Howard Mollison, des Feinkosthändlers der Ortschaft Pagford. Wie schon in "Harry Potter" beschreibt Rowling in ihrem neuen Roman eine Kulisse, die so prototypisch englisch aussieht, dass sich jede Tourismusbehörde dafür bedanken dürfte.
+++ Gesamtschule Winterdown +++
[10.42 Uhr] Auch in "Ein plötzlicher Todesfall" spielt eine Schule eine Rolle, allerdings kein Internat wie Hogwarts: Die Gesamtschule Winterdown. Als der Direktor der Schule den Tod von Fairbrother, der dort die Ruderinnen trainiert hat, bekannt gibt, ist Krystal die Einzige, die lacht. Sie ist offenbar einer der interessanten Charaktere des Buches.
+++ Auf dem Schulhof +++
[10.26 Uhr] Joanne K. Rowling hat sich offenbar vorgenommen, ein ganz und gar nicht kindgerechtes Buch zu verfassen - ein leichter Widerspruch insofern, als dass eine der drastischsten frühen Passagen auf dem Schulhof spielt: Die fünfjährige Krystal wird in der Grundschule wegen ihres Namens gemobbt. Daraufhin lässt sie die Hose runter. Sie simuliert Stuhlgang und zeigt ihr Geschlechtsteil.
+++ Beim Rasieren +++
[10.18 Uhr] Auf Seite 29. Gavin Hughes erinnert sich beim Rasieren daran, was am Vorabend geschehen war: "Kay hatte von einer Stellung in die nächste gewechselt, ihre stämmigen Beine für ihn angehoben, sich verbogen wie eine slawische Akrobatin, der sie mit ihrer olivfarbenen Haut und dem kurzen schwarzen Haar ein wenig ähnelte."
+++ In Evertree Crescent +++
[10.12 Uhr] Auf Seite 21 führt Joanne K. Rowling weitere Figuren des Buchs ein. Wir lernen Shirley Mollison kennen, die in Evertree Crescent wohnt, einer "halbrunden Bungalowanlage" aus den Dreißigern - wie beschaulich. Aber: Sie hat Barry Fairbrother gehasst.
+++ Spoiler, welche Spoiler? +++
[10.04 Uhr] Nicht ganz unwesentliche Frage: Wie gehen wir eigentlich mit den so genannten Spoilern um? Oder, um es auf Deutsch zu formulieren: Verraten wir entscheidende Handlungsdrehs, Überraschungen oder gar was das geheimnisvolle Mittelinitial "K." in Joanne K. Rowling bedeutet? Die Antwort lautet wie immer: Jein. Überraschungen werden nicht verraten. Und was "K." bedeutet wissen Sie doch längst.
+++ Ach du meine Fresse +++
[10.04 Uhr] Kraftausdrücke hatte J.K. Rowling im Vorfeld angekündigt. Auf Seite 18 geht's los: "Ach du meine Fresse", noch harmlos, zugegeben. Dann aber: "Pickelfresse", "Scheißer" und das böse W-Wort, das wir hier selbstverständlich nicht zitieren.
+++ Der Morgenmantel steht offen +++
[9.56 Uhr] Schon der Tod von Fairbrother war begleitet von starken Bildern: Eine Pfütze von Erbrochenem, zerrissene Strumpfhosen. Auf Seite 13 spielt Rowling erstmals die Sex-Karte aus: "Samanthas Morgenmantel stand offen und gab den Blick frei auf ihre großen Brüste."
+++ Die Postkutsche ist eingetroffen +++
[9.48 Uhr] Es geht doch nicht über Höchstgeschwindigkeit in Zeiten der Digitalisierung: Rekordverdächtige 48 Minuten dauerte es, und schon ist SPIEGEL ONLINE nicht nur im Besitz eines E-Books von "Ein plötzlicher Todesfall", sondern hat zudem ein paar frischgedruckte Exemplare vorliegen. Es kann losgehen! Wir entschuldigen uns bei all unseren Leserinnen und Lesern für diese, einem Onlinemedium so gar nicht zu Gesicht stehende Hektik und versprechen: Das nächste Mal lassen wir es ruhiger angehen.
+++ Barry Fairbrother fällt tot um +++
[9.19 Uhr] Bereits auf Seite drei ereignet sich der titelgebende plötzliche Todesfall: Barry Fairbrother, Mitglied des Gemeinderats des englischen Städtchens Pagford fällt tot um. Auf dem Parkplatz des Golfclubs.
+++ Nur für Erwachsene! +++
[9.14 Uhr] Bereits im Vorfeld hatte Joanne K. Rowling angekündigt, "Ein plötzlicher Todesfall" werde kein Kinderbuch. Die Londoner Tageszeitung "Guardian" veröffentlicht erste Plotdetails: Es geht um Drogen, schmutzigen ersten Sex und, noch härter: Das Mitsingen von Rihanna-Hits.
+++ Der erste Satz +++
[9.06 Uhr] "Barry Fairbrother wäre lieber zu Hause geblieben." - Der Kurier des Carlsen Verlags offenbar auch! Punkt neun sollte das Buch bei SPIEGEL ONLINE eintreffen. Noch ist nichts da.
+++ Halbe Million Exemplare +++
[9.00 Uhr] Zeitvergleich! 6.00 Uhr morgens in den USA, 8.00 Uhr früh in Großbritannien und 9.00 Uhr in Mitteleuropa, 5.00 Uhr Nachmittags in Australien, 7.00 Uhr Abends in Neuseeland, - die Uhren mögen weltweit unterschiedlich gehen, in einem aber sind sie heute fast synchron getaktet: In einer groß orchestrierten Aktion erscheint "Ein plötzlicher Todesfall", Joanne K. Rowlings mit Hochspannung erwarteter Roman für Erwachsene - zuerst allerdings nur in Englisch und auf Deutsch. Die Startauflage der deutschsprachigen Ausgabe beträgt eine halbe Million Exemplare.