Empörung über Literaturpreis "Handke hat Heine-Preis nicht verdient"
Düsseldorf - Politiker aus Deutschland und der Europäischen Union haben die Stadt Düsseldorf kritisiert, weil sie dem Schriftsteller Peter Handke den Heine-Preis zuerkannt hat. Der österreichische Autor und Dramaturg habe die bedeutendste Auszeichnung der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt nicht verdient, weil er öffentlich für den serbischen Diktator Slobodan Milosevic Partei ergriffen habe. "Ich halte die Entscheidung für sehr problematisch. Man beleidigt damit die vielen Toten", sagte der EU-Beauftragte für Südosteuropa und ehemalige österreichische Vizekanzler Erhard Busek im Gespräch mit der "Rheinischen Post".
Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), sowie der Vorsitzende des Kulturausschusses, Hans-Joachim Otto (FDP), äußerten sich kritisch. Handke habe unbeirrbar seine Nähe zu einem Diktator und zu einem Land, das schwere Menschenrechtsverletzungen begangenen habe, ausgedrückt.
Das sei eine Belastung. Lediglich die Chefredakteurin der Frauenzeitschrift "Emma", Alice Schwarzer, verteidigte die Entscheidung der Stadt. "Handkes Mut hätte Heine vermutlich beeindruckt", wird sie zitiert. Die Stadt Düsseldorf hatte die Vergabe des diesjährigen Heine-Preises am Dienstag damit begründet, dass Handke in seinem Werk "eigensinnig wie Heinrich Heine... seinen Weg zu einer offenen Wahrheit" verfolge. Seinen poetischen Blick auf die Welt setze er rücksichtslos gegen die veröffentlichte Meinung.
Der Heine-Preis ist mit 50.000 Euro einer der höchstdotierten deutschen Literaturpreise. Er wird seit 1972 an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr geistiges Schaffen "den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten".
Handke, der unter anderem "Publikumsbeschimpfung" und "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" veröffentlichte, ist vor allem seit seiner proserbischen Haltung während des Balkankrieges und seinem Einsatz für das serbische Regime umstritten. Die Comédie-Française hatte kürzlich Handkes Stück "Spiel vom Fragen" vom Spielplan 2007 genommen, weil der Schriftsteller beim Begräbnis des ehemaligen serbischen Diktators Slobodan Milosevic im März eine Rede gehalten hatte.
Zu den bisherigen Preisträgern gehörten unter anderem die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die Schriftsteller Carl Zuckmayer und Max Frisch, der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Liedermacher Wolf Biermann und die "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff.
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