Affäre um rechte Verlage »Schwarze Frauen waren auf dieser Buchmesse nicht willkommen«

Mirrianne Mahn unterbrach die Begrüßungsrede von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Verleihung des Friedenspreises
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»Ich finde es schlimm, und ich mache mir auch Sorgen, richtig große Sorgen, wenn ich lese, dass Autorinnen Angst haben, nach Frankfurt zu fahren, weil sie hier auf rechtsradikale Verlage und Autoren treffen könnten.« Mit diesen Sätzen holte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) am Sonntag die Debatte über die Grenzen der Meinungsfreiheit bei der Frankfurter Buchmesse in die Paulskirche. Dort wurde vor rund 400 Gästen die Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Bei seiner Rede sagte Feldmann, die »Freiheit des Wortes« sei »ein hohes Gut«, aber: »Die Würde des Menschen ist das größte Gebot unserer Verfassung.« In Frankfurt sei Platz für Menschen aus 180 Nationen, aber kein Platz für Fremdenfeindlichkeit oder andere Formen der Diskriminierung.
Der SPD-Politiker wurde plötzlich von Mirrianne Mahn unterbrochen, Stadtverordnete für die Grünen in Frankfurt, die ungeplanterweise auf die Bühne kam. »Das Paradox ist, dass wir hier in der Paulskirche, der Wiege der Demokratie, einer schwarzen Frau den Friedenspreis verleihen, aber schwarze Frauen auf genau dieser Buchmesse nicht willkommen waren«, sagte sie. »Und ich sage ganz klar ›nicht willkommen waren‹, weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen. Das ist keine Meinungsfreiheit.«
Die Autorin Jasmina Kuhnke hatte ihren Auftritt auf der Buchmesse wegen der Anwesenheit des rechten Jungeuropa-Verlags abgesagt. Später waren weitere Autorinnen und Autoren gefolgt, auch in den USA wurde berichtet.
In einer gemeinsamen Erklärung bedauerten die Buchmesse und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Absagen, rechtfertigten allerdings auch die Entscheidung, rechte Verlage nicht auszuschließen. Verlage oder ihre Produkte zu verbieten, sei in einem Rechtsstaat Aufgabe von Gerichten.
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse vergeben. Die neue Preisträgerin Tsitsi Dangarembga forderte in ihrer Rede neue Denkmuster. Das derzeitige Gesellschaftssystem sei eine »No-win-Situation«. Der Westen habe all seine Technologie und Überzeugungen, die auf Formen der Gewalt aufgebaut seien, in den Rest der Welt exportiert. Gewalt erzeuge weitere Gewalt, und das sei nun auf der ganzen Welt zu sehen.