Friedenspreisträger
Polnischer Philosoph Leszek Kolakowski ist tot
Er lehrte in Oxford, Yale und Berkeley und galt als hervorragender Kenner des Marxismus: Der Philosoph Leszek Kolakowski ist am Freitag mit 81 Jahren gestorben. Das polnische Parlament würdigte ihn mit einer Schweigeminute.
Warschau - "Zwei Menschen", schrieb Leszek Kolakowski einmal, "haben entscheidend zum Aufbau der europäischen Kultur beigetragen haben - Sokrates und Jesus". Er selbst ist als Philosoph mit seinen kritischen Marxismus-Studien in ganz Europa bekannt geworden. Im Alter von 81 Jahren ist der Pole Kolakowski in Großbritannien gestorben. 1977 hatte er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
Philosoph Kolakowski: "Kampf für ein demokratisches und freies Polen"
Foto: A3143 Matthias Ernert/ dpa
Nach dem Philosophie-Studium in Lodz und Warschau leitete er den Lehrstuhl für Marxismus-Leninismus an der Warschauer Universität. Außerdem trat er der polnischen Herrschaftspartei PZPR bei. Doch der leidenschaftliche Marxist forderte bald einen demokratischeren Sozialismus und wandte sich enttäuscht gegen seine alte Doktrin. Marxismus sei "die größte Fantasterei des 20. Jahrhunderts", schrieb Kolakowski später und konstatierte in einem SPIEGEL-Interview: "Marxismus ist eine tote Sache." Gleichwohl blieb er ein hervorragender Kenner des Marxismus.
Wegen seiner kritischen Haltung wurde Kolakowski 1966 aus der Partei ausgeschlossen. Nach den antisemitischen Ausschreitungen in Polen im März 1968 verließ er das Land und ging zunächst nach Paris, bevor er nach Großbritannien übersiedelte. Er lehrte unter anderem an den Universitäten Oxford, aber auch an den amerikanischen Hochschulen Yale und Berkeley. Zu Kolakowskis bekanntesten Publikationen in Deutschland gehörten "Der Mensch ohne Alternative" und "Hauptströmungen des Marxismus".
Das polnische Parlament würdigte ihn am Freitag mit einer Schweigeminute. Kolakowski habe sich beim Kampf um ein demokratisches und freies Polen verdient gemacht, sagte Parlamentschef Bronislaw Komorowski.