

Die ungewöhnlichste Beileidsbekundung kam aus den Tiefen des kolumbianischen Urwalds. Wenige Stunden nach dem Tod von Gabriel García Márquez schickten die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), die größte Linksguerilla des Landes, eine Kurznachricht in die sozialen Netzwerke: "Kolumbien und die Welt erleiden mit dem Tod von Gabo einen großen Verlust", war im Twitter-Konto der Guerilla zu lesen. "Seine Werke werden die Erinnerung an ihn bewahren." Und: "Wir begleiten seine Familie in diesem schweren Moment."
Der Tod des kolumbianischen Poeten am Gründonnerstag hat eine kaum gekannte Welle des Beileids, der Solidarität und Trauer vor allem in Lateinamerika und den USA ausgelöst. Nicht nur Rebellen, auch Staatschefs wie US-Präsident Barack Obama, Fußballer wie der Mittelstürmer der kolumbianischen Nationalmannschaft Radamel Falcao, Musiker und Schriftsteller sowie fast alle Staatspräsidenten Lateinamerikas äußerten ihre Trauer und Bestürzung über den Tod des Literaturnobelpreisträgers.
Fernsehsender in Kolumbien und Mexiko, sogar die spanischsprachige Ausgabe des US-Nachrichtensenders CNN, unterbrachen ihre Programme und brachten den ganzen Tag Sondersendungen. Die kolumbianische Tageszeitung "El Tiempo" druckte noch am Abend eine Sonderausgabe zum Tod des Poeten. Es scheint, als habe Gabos Ableben das so oft zerstrittene Lateinamerika für einen Moment in Trauer geeint.
In Kolumbien und Mexiko war es kurz vor 15 Uhr Ortszeit, als die ersten Meldungen durch die sozialen Netzwerke rauschten. "García Márquez gestorben", hieß es zunächst in dürren Worten, was sich nur Minuten später bestätigen sollte. Der kolumbianische Nobelpreisträger verstarb in Mexiko-Stadt infolge eines Krebsleidens. Die Nachricht kam nicht überraschend, denn wenige Tage zuvor hatte seine Familie bestätigt, dass der 87-Jährige an Krebs im Endstadium litt.
"Der meistgeliebte Landsmann ist von uns gegangen"
Es dauerte dann nur wenige Minuten, da wusste ganz Lateinamerika, dass sein größter Poet verstorben war. Tageszeitungen von Argentinien bis Mexiko brachten die Nachricht als Spitzenmeldung in ihren Internetauftritten.
Als erster Politiker reagierte Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos: "Tausend Jahre Einsamkeit und Trauer angesichts des Todes des größten Kolumbianers aller Zeiten, Beileid und Solidarität für die Familie", schrieb er über Twitter. Wenige Stunden später wandte sich der Präsident dann noch in einer live übertragenen Fernsehansprache an sein Volk und verordnete drei Tage Staatstrauer: "Der meistgeliebte und bewunderte Landsmann ist von uns gegangen", sagte Santos. "Mit seinen Worten, seiner Vorstellungskraft und seinen Ideen hat er den Namen Kolumbiens in der Welt bekanntgemacht."
Staatschefs wie Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff oder Ecuadors Rafael Correa gaben sich als große Anhänger der Literatur von García Márquez zu erkennen. "Seine Romanfiguren werden in uns immer weiterleben", sagte Rousseff. US-Präsident Barack Obama versicherte: "Sein Vermächtnis wird die Generationen überdauern." Und er schätze sich glücklich, García Márquez in Mexiko persönlich kennengelernt zu haben.
Der mexikanische Schriftsteller Rafael Pérez Gay verglich das literarische Werk von "Gabo" mit dem Schaffen des deutschen Komponisten Johann Sebastian Bach. "Als Bach die Brandenburgischen Konzerte schrieb, ahnte er auch nicht, dass er etwas für die Ewigkeit schuf." Auch García Márquez habe nicht gewusst, dass "Hundert Jahre Einsamkeit" ein Klassiker der Weltliteratur werden würde. "Er schaffte es, die Grenze der Literatur zu sprengen und zu einer Person der Zeitgeschichte zu werden", unterstrich Pérez Gay. Menschen, die ihn nie gelesen hätten, wüssten, wer er war.
Einzig der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa äußerte sich zurückhaltend: "Es ist ein großer Schriftsteller gestorben, der unserer Sprache großes Renommee beschert hat", sagte er. "Seine Bücher werden ihn überleben."
Vargas Llosa und García Márquez waren über Jahre enge Freunde, bis sie sich 1976 in Mexiko überwarfen und sich nie mehr versöhnten. Beide Autoren weigerten sich immer hartnäckig, die Ursachen über den Zwist preiszugeben, bei dem Vargas Llosa dem Kolumbianer ein blaues Auge verpasst hatte.
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Trauerfeier in Aracataca: Der Tod des kolumbianischen Poeten Gabriel García Márquez hat eine kaum gekannte Welle des Beileids ausgelöst - weit über seinen Geburtsort hinaus.
Einwohner von Aracataca ehren den Literaten bei einer Totenwache mit Kerzen. Es scheint, als habe Gabos Ableben das so oft zerstrittene Lateinamerika für einen Moment in Trauer geeint. Sogar die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), die größte Linksguerilla des Landes, bekundete ihr Beileid auf Twitter.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos würdigte García Márquez in einer Fernsehansprache und verordnete drei Tage Staatstrauer.
US-Präsident Barack Obama versicherte: "Sein Vermächtnis wird die Generationen überdauern."
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff (Archivbild) sagte: "Seine Romanfiguren werden in uns immer weiterleben."
In Kolumbiens Hauptstadt Bogotá versammeln sich Menschen vor einer Bibliothek, an deren Außenmauer eine Ausstellung den Lebensweg von García Márquez nachzeichnet.
Ein Mann liefert Blumen zur Totenhalle, in die García Márquez gebracht wurde.
Der Literaturnobelpreisträger am 6. März 2014: Am Tag seines 87. Geburtstages winkt der Schriftsteller von der Tür seines Hauses in Mexiko-Stadt wartenden Journalisten zu. Die Reporter singen ihm ein Ständchen - García Márquez äußerte sich nicht. Am 17. April starb er in seinem Haus.
Journalisten vor García Márquez' Haus am Donnerstag: Der Tod des Schriftstellers hat ein enormes Medienecho ausgelöst.
"Adiós, Maestro!": Die lokale Ausgabe der Zeitung "El País" würdigte den kolombianischen Nationalhelden in einem Extrablatt.
García Márquez 1975 (mit seiner Frau Mercedes Barcha): Fernsehsender in Kolumbien und Mexiko, sogar die spanischsprachige Ausgabe des US-Nachrichtensenders CNN, unterbrachen ihre Programme und brachten den ganzen Tag Sondersendungen zum Tod des berühmten Literaten.
Sein erster Besuch nach 25 Jahren: Im Jahr 2007 reiste García Márquez mit seiner Ehefrau in seine Heimatstadt Aracataca.
Einer, der das große Publikum begeistern konnte: Gabriel García Márquez zählte zu den wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts.
In den vergangenen Jahren hatte sich der Schriftsteller aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr zurückgezogen, hier eine Aufnahme aus dem Monat März 2014 in Mexico-Stadt.
Der Schriftsteller im Jahr 1987. In Kolumbien geboren, lebte García Márquez schon seit Jahrzenten in Mexiko. Er gilt als meistgelesener Schriftsteller Lateinamerikas und gehört zu den Begründern des magischen Realismus, den er mit seiner opulenten und bildgewaltigen Sprache populär machte.
Der Literaturtitan im Jahr 1975 mit seinem berühmtesten Werk: "Hundert Jahre Einsamkeit" wurde in 25 Sprachen übersetzt und 50 Millionen Mal verkauft.
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