Gestorben Odile Caradec, 96

»Der Himmel, das Herz« ist das letzte ins Deutsche übersetzte Buch von ihr betitelt, und das fasst die Weite und das Konkrete ihres lyrischen Werkes in der besten, lakonischen Weise.

Der Ampelmann
Olaf Scholz hat gewonnen, aber die ersten Sondierungsgespräche werden ohne ihn geführt: Grüne und FDP führen sich auf, als wollten sie eine Koalition in der Koalition bilden und einen Kanzler von ihren Gnaden küren. Wie kann das erste Ampelbündnis auf Bundesebene funktionieren?
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Die Sprache der französischen Dichterin war immer zugänglich; sie schrieb nicht für die Akademien. Ihre Themen waren die Liebe, der Tod und die Vergänglichkeit – all das, was sich mit dem Verstand allein nicht fassen, mit der Sprache aber begreifen lässt, wenn sie dichterisch, also metaphorisch wird. Mit aufblitzender Heiterkeit, mit Schalk betrachtete sie ihre alternden Hände, »aneinandergereihte Knochen«, auf deren Oberfläche »schwarze Margeriten« gewachsen sind, und mit Trauer besang sie das Verschwinden einer Jahreszeit: »Was soll ohne Schnee aus uns werden / ohne dies stille Pulver«, wie werden wir frieren »ohne diesen Mantel unserer Kindheit«.
Der Knoblauch, das Hühnerfrikassee, der Mülleimer – all das kam vor, als Ding wie als Metapher in den mehr als 20 Bänden, die von ihr erschienen sind; eine große Ode an den Zauber der sinnlichen Gegenwärtigkeit. Caradec wuchs mit sechs Geschwistern in der Hafenstadt Brest auf; nach der deutschen Bombardierung kam sie in ein katholisches Internat im bretonischen Quimper. Sie studierte deutsche Sprache und Literatur, unterrichtete unter anderem in Freiburg, ab 1950 wieder im französischen Poitiers; als engagierte Cellistin war sie Mitglied mehrerer kammermusikalischer Ensembles.
Odile Caradec starb am 22. September.