"Die Wolke"-Autorin Schriftstellerin Gudrun Pausewang ist tot

Autorin Gudrun Pausewang
Foto:Arne Dedert/ dpa
Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang ("Die Wolke") ist tot. Sie sei am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg gestorben, teilte ihr Sohn der Deutschen Presse-Agentur mit.
Pausewang wurde 1928 in Mladkov (Wichstadtl) im heutigen Tschechien geboren, nach dem Krieg floh sie mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Nach ihrem Abitur studierte Pausewang Pädagogik und arbeitete als Lehrerin. Mitte der Fünfzigerjahre reiste sie durch Mittel- und Südamerika und lehrte mehrere Jahre lang an deutschen Schulen in Chile und Venezuela, später auch in Kolumbien.
"Nie mehr Nationalsozialismus"
Diese Zeit in Südamerika, hieß es später vielfach, habe sie zum Verfassen einiger Jugendbücher inspiriert. Vier Hauptthemen waren für sie prägend, wie sie einst sagte: "Krieg und Frieden", "die Armut in Südamerika", "Schutz der Umwelt" und "Nie mehr Nationalsozialismus". Über die NS-Epoche sagte Pausewang: "Ich bin noch Zeitzeuge. Mein Vater war ein überzeugter Nazi und ich wurde zum kleinen Nazi erzogen."
Ab 1972 kehrte Pausewang mit ihrem Sohn zurück nach Deutschland: Bis 2016 lebte und unterrichtete sie im hessischen Ort Schlitz, wo sie auch einen Großteil ihrer Bücher verfasste. Nach eigenen Angaben schrieb sie mehr als hundert Werke, knapp fünf Millionen Exemplare wurden verkauft. Ihre frühen Texte verfasste sie allerdings noch für Erwachsene.
Zu ihren größten Erfolgen zählen "Die letzten Kinder von Schewenborn" (1983) und der Roman "Die Wolke" (1987) über die Folgen eines fiktiven Atomreaktorunfalls. Das Buch wurde ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum Bestseller und 2006 auf die Kinoleinwand gebracht. In ihrem letzten Werk ("So war es, als ich klein war", 2016) hielt sie ihre Kindheitserinnerungen fest.
Im Ruhestand zog es Pausewang noch einmal zurück an die Universität. 1998 wurde sie schließlich an der Goethe-Universität in Frankfurt mit der Dissertation "Vergessene Jugendschriftsteller der Erich-Kästner-Generation" promoviert. Anschließend forschte sie weiter, 2005 erschien ihre Arbeit "Die Kinder- und Jugendliteratur des Nationalsozialismus als Instrument ideologischer Beeinflussung".
Gudrun Pausewang
Die Kämpfe um Trinkwasser und Nahrung, die Schere zwischen Arm und Reich, die Atomindustrie und der Klimawandel bereiteten der Schriftstellerin große Sorgen, sagte sie vor fünf Jahren in einem Interview mit dem "Nido"-Magazin. Dabei wisse man bereits seit den Siebzigerjahren von diesen Problemen. "Aber bisher ist sehr wenig geändert worden. Zu wenig! Man überlässt die Probleme einfach der nächsten Generation!"
Nach Pausewang wurden mehrere Schulen benannt. Die Autorin erhielt für ihr Schaffen zahlreiche Preise, unter anderem wurde sie 2017 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.