

Geboren wurde er in Hamburg als Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt - auch Harry sollte nach Willen des Vaters in den Verlag einsteigen. Tatsächlich volontierte der junge Rowohlt nach dem Abitur kurz im Verlag seines Vaters - bezeichnete diese Zeit später im Gespräch mit dem "Stern" aber als "schrecklich".
Anfang der Achtzigerjahre verkaufte Rowohlt den Verlag an die Holtzbrinck-Gruppe; er selbst arbeitete unter anderem als Werbetexter, bevor er seine Karriere als Übersetzer begann: Erste Anerkennung bekam Rowohlt mit seiner Übersetzung des Kinderbuchs "The Last Man Alive" von A.S. Neill, das als besonders schwierig zu übersetzen galt - seine Übersetzung schaffte als erstes Kinderbuch den Sprung in die SPIEGEL-Bestsellerliste. Er habe dem Bären Pu aus den Kinderbüchern von A.A. Milne durch seine Übersetzung eine "völlig neue literarische Gestalt gegeben", urteilte 1997 die "Süddeutsche Zeitung".
Aber auch als Autor machte sich der Sprachkünstler Rowohlt einen Namen: Seine "Zeit"-Kolumne "Pooh's Corner", in der Rowohlt den Kulturbetrieb bis 2009 immer wieder mit bissigen Kommentaren bedachte, hatte eine feste Fangemeinde, seine stundenlangen Lesungen, bei denen er meisterhaft zwischen Vorlesen und Geschichtenerzählen changierte, galten als legendär - Rowohlt selbst betitelte sie in der "Süddeutschen Zeitung" als "Schausaufen mit Betonung".
Das Multitalent genoss zudem unter Serienfans einen Kultstatus: Seit 1995 spielte Rowohlt den "Penner Harry" in der ARD-Dauerserie "Lindenstraße". Die Rolle erhielt er, weil er auf die Frage einer Zeitschrift nach seinem Lieblingsrestaurant vom "Akropolis" in der "Lindenstraße" sprach.
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen sammelte Rowohlt an: Unter anderem wurde er mit dem Deutschen Hörbuchpreis und einem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk geehrt.
2007 machte Rowohlt öffentlich, an einer unheilbaren Erkrankung des Nervensystems zu leiden. Er kündigte an, den Krankheitsverlauf mit Verzicht auf Alkohol zu verlangsamen - seine Lesungen nannte er in einem Interview jetzt "Betonung ohne Schausaufen".
Harry Rowohlt starb am Montagabend nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg. Das bestätigte sein Agent am Dienstag. Rowohlt sei zu Hause gestorben.
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Harry Rowohlt ist tot. Der Schriftsteller schrieb Kolumnen, übersetzte aus dem Englischen und las mit tiefer, aber nuancierter Stimme preisgekrönte Hörbücher ein.
Rowohlt erbte 49 Prozent des gleichnamigen Verlags von seinem Vater Ernst Rowohlt, wollte aber nicht dort einsteigen. Sein Bruder und er verkauften den Verlag Anfang der Achtzigerjahre an die Holtzbrinck-Gruppe.
Für das Feuilleton der Wochenzeitung "Die Zeit" schrieb Rowohlt eine populäre Kolumne, "Pooh's Corner", in der er den Kulturbetrieb aus der Sicht des Bären Pu beschrieb - das Kinderbuch von A.A. Milne hatte er neu übersetzt.
Einen legendären Ruf hatten Rowohlts Lesungen, die er selbst - 1996 zum "Ambassador of Irish Whiskey" ernannt - einmal als "Schausaufen mit Betonung" betitelte. Während seiner mehrere Stunden dauernden Vorträge gelang es Rowohlt oft meisterhaft, das Vorlesen mit dem Geschichtenerzählen zu verbinden.
Als Übersetzer war Rowohlt dafür verantwortlich, einige Autoren in Deutschland einem größeren Publikum bekannt zu machen -so galt er als Spezialist für irische Literatur.
Insbesondere dem Schriftsteller Flann O'Brien galt Rowohlts Leidenschaft: 1989 erschien seine hochgelobte Neuübersetzung von O'Briens Roman "At Swim-Two-Birds" unter dem Titel "Auf Schwimmen-zwei-Vögel". In der Rolle des Sagenhelden Finn Mac Cool spielte Rowohlt auch in Kurt Palms Verfilmung des Buches mit.
Denn Schauspieler war Rowohlt auch: Dass ihn Menschen kannten, die sich selten auf Lesungen verirrten, dafür sorgte die ARD-Serie "Lindenstraße", in der Rowohlt immer wieder kleine, aber eindrückliche Auftritte hatte.
So sehr der Kolumnist und Sprachkünstler Rowohlt auch dem Heiteren zugeneigt war: In politischen Fragen nahm er dezidierte Positionen ein.
Als er in einer Liste berühmter Persönlichkeiten als "Harry Rowohlt, Kommunist" bezeichnet wurde, freute er sich darüber. Das Bild zeigt ihn 2012 im Gespräch mit Gregor Gysi bei einem Fest der Linkspartei.
Ersten Ruhm als Übersetzer erlangte Rowohlt mit der Übertragung von Kinderbüchern. So gelang es ihm, den Gangsterslang von A.S. Neills "The Last Man Alive" ins Deutsche zu bringen. Von A.A. Milnes "Pu der Bär" (Illustration im Bild) übernahm er den Kolumnentitel "Pooh's Corner" für die "Zeit".
2012 las Rowohlt eine Audiobook-Version von "Meine geheime Autobiographie" ein - Autor Mark Twain ließ sie erst hundert Jahre nach seinem Tod veröffentlichen.
Am Montagabend starb Harry Rowohlt nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg. Das bestätigte sein Agent am Dienstag. Rowohlt sei zu Hause gestorben.