Deutschlands wohl älteste Buchhändlerin Helga Weyhe ist tot

Helga Weyhe im Jahr 2012 in ihrer Buchhandlung
Foto: Jens Wolf / dpaKrimis fand sie furchtbar, Kinder- und Jugendbücher verkaufte sie gern: Die Buchhändlerin Helga Weyhe ist tot. Die 98-Jährige starb Anfang Januar in Salzwedel, wie ihre Familie und die Stadt am Dienstag bestätigten. Trotz der Corona-Pandemie und ihres hohen Alters habe Weyhe bis zuletzt täglich in ihrem Buchladen gearbeitet. Weyhe war in der Region als »älteste Buchhändlerin Deutschlands« bekannt, eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Weyhe wurde 1922 in der Wohnung über der 1840 gegründeten Buchhandlung geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begann ihre Arbeit in dem Geschäft, das vor ihr schon ihr Vater und ihr Großvater geführt hatten. 1965 übernahm sie die Buchhandlung.
Der SPIEGEL traf Helga Weyhe vor rund zwei Jahren. Sehen Sie hier einen kurzen Film:
Damals beschrieb sie, was sie unter einem guten Sortiment für ihren Buchladen verstand: Sie verkaufe nur die Bücher von ausgewählten Verlagen, deren Programme ihr besonders gefallen. Ihr Lieblingsbuch: Eine Neuauflage von Erika Manns »Stoffel fliegt übers Meer«. Darin beschreibt die Tochter von Thomas Mann die Reise eines Jungen als blinder Passagier in einem Zeppelin zu seinem reichen Onkel nach New York. Ihr Vater habe ihr dieses Buch geschenkt, als sie zehn Jahre alt war, sagte Weyhe.
Nach der Wiedervereinigung brachte Weyhe die Autorenlesung nach Salzwedel zurück – ihr Vater hatte damit in den Zwanzigerjahren angefangen, dies aber im Krieg aufgeben müssen. »Das Kostbarste, was man einem Kunden geben kann, ist die Zeit«, sagte sie.
2017 erhielt Helga Weyhe den Sonderpreis des Deutschen Buchhandlungspreises für herausragende und langjährige Verdienste um den deutschen Buchhandel.