Die schönsten Seiten des Kulturaustauschs: Kuba stellt US-Wissenschaftlern 3000 digitalisierte Dokumente des Schriftstellers Ernest Hemingway zur Verfügung. Die Briefe und Aufzeichnungen sollen größtenteils unveröffentlicht sein.
Havanna - 20 Jahre verbrachte Ernest Hemingway auf Kuba, die meiste Zeit davon in Vigía, seiner legendär gewordenen Finca vor den Toren Havannas. Dort lagern seit seinem Tod 1961 etwa 3000 Dokumente - Briefe, Aufzeichnungen, Manuskripte - des Autors, die in den vergangenen Jahren digitalisiert worden sind. Nun will man sie am 5. Januar zunächst in Kuba präsentieren, bevor sie dann der Bostoner Kennedy-Bibliothek zur Verfügung gestellt werden.
Die Leiterin des Archivs der Finca Vigía sagte am Montag im kubanischen Fernsehen, es handele sich um bisher unveröffentlichte Stücke. Ihre Digitalisierung war zwischen den Behörden der USA und Kubas bereits 2002 vereinbart worden.
Damals berichtete die "New York Times", unter den Dokumenten befänden sich Textfragmente, die auf lose Blätter und Buchrücken gekritzelt worden seien, vor allem Briefe, Gedichtbände und Entwürfe und Aufzeichnungen zu Hemingways großen Arbeiten.
Der Hemingway-Biograf Andrew Scott Berg nannte den gesamten Nachlass im einstigen Wohnhaus des Schriftstellers, zu dem auch Fotografien und etwa 9000 Bücher gehören, eine "Computertomografie von Hemingways Gehirn".
In Kuba schrieb Hemingway unter anderem seine berühmte Novelle "Der alte Mann und das Meer", inspiriert von dem
kubanischen Fischer Gregorio Fuentes. Für das Buch wurde Hemingway 1954 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Nobelpreismedaille schenkte er aus Verbundenheit zu Kuba der Wallfahrtskirche der barmherzigen Jungfrau von Cobre, der Schutzpatronin der Insel, wo sie noch heute zu sehen ist.