Jonathan Franzen über sein Deutschland-Trauma "Plötzlich ergab alles Sinn: Das war der Beginn der Klimakatastrophe"

Schriftsteller Franzen in Santa Cruz: "Es ist zu spät, um mich vom Humanismus abzuwenden"
Foto:Winni Wintermeyer / DER SPIEGEL
Sie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.
Jonathan Franzen hat 450 Seiten seines neuen Romans fertig, gute 450 Seiten, wie er sagt, doch Seite 451 will ihm seit Tagen – oder sind es schon Wochen? – nicht gelingen. Auch an diesem Tag Mitte Januar hat er sechs Stunden in seinem Büro verbracht. Er hat dort keinen Internetanschluss, er hat die Fenster verhängt, doch Seite 451 hat er trotzdem nicht schreiben können. Mühsames Geschäft, die Schriftstellerei.
Wer die Romane von Jonathan Franzen kennt, "Die Korrekturen" von 2001 (784 Seiten, circa drei Millionen Mal verkauft), "Freiheit" von 2010 (736 Seiten, circa zwei Millionen) ahnt, dass 450 Seiten ihm nicht genügen. Es muss irgendwie weitergeschrieben werden. Doch solange Seite 451 hängt, schreibt er eben Essays – und da beginnen die Probleme, zumindest ein bisschen.
Franzens Essays sind nicht schlecht, natürlich nicht, er ist einer der größten lebenden Schriftsteller, und seine Romane gehören zum Kanon der großen amerikanischen Familien- und Sozialepen. Sie wurden fast einhellig von den Kritikern gefeiert. Seine Essays dagegen weniger. Vor allem dann nicht, wenn sie von Franzens Leidenschaft für Vögel handeln oder vom Naturschutz, den Franzen für seine Vögel vehement einfordert. Interessanterweise verträgt Umweltschutz sich manchmal nicht mit Klimaschutz. Zum Beispiel, wenn für den Klimaschutz Windkraftwerke gebaut werden, die für Umweltschützer im Verdacht stehen, Tausende Vögel zu töten.
Und so griff Franzen in seinen Essays auch die Klimaschützer an und stellte den Sinn einiger CO2-sparender Maßnahmen infrage. In seinem Essayband "Das Ende vom Ende der Welt" von 2018 fand sich dann ein Text, der die Zweifel beschreibt, die er hatte, als er die Klimaschützer angriff; wie er mitten in der Nacht aufwachte und seine Worte abschwächen wollte – es aber dann doch unterließ und einen entsprechenden Social-Media-Shitstorm über sich ergehen lassen musste.
Digital-Abo
Sagen, was ist.
Testen Sie das digitale Angebot und erfahren Sie, warum mehr als 400.000 Menschen den SPIEGEL abonnieren.
Mehr Perspektiven, mehr verstehen.
Freier Zugang zu allen Artikeln, Videos, Audioinhalten und Podcasts
-
Alle Artikel auf SPIEGEL.de frei zugänglich
-
DER SPIEGEL als E-Paper und in der App
-
DER SPIEGEL zum Anhören und der werktägliche Podcast SPIEGEL Daily
-
Nur € 19,99 pro Monat, jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?
SPIEGEL+ wird über Ihren iTunes-Account abgewickelt und mit Kaufbestätigung bezahlt. 24 Stunden vor Ablauf verlängert sich das Abo automatisch um einen Monat zum Preis von zurzeit 19,99€. In den Einstellungen Ihres iTunes-Accounts können Sie das Abo jederzeit kündigen. Um SPIEGEL+ außerhalb dieser App zu nutzen, müssen Sie das Abo direkt nach dem Kauf mit einem SPIEGEL-ID-Konto verknüpfen. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung.