Konzentration in der Buchbranche
Aufbau und Eichborn wollen fusionieren
Zwei Verlage mit Vergangenheit auf der Suche nach einer gemeinsamen Zukunft: Eichborn, einstmals Spezialist für Sponti-Literatur, plant die Vereinigung mit Aufbau, dem Traditionsverlag des literarischen Ostens.
Altes Aufbau-Gebäude in Berlin: Mit Eichborn nach Kreuzberg
Foto: Peer Grimm/ picture-alliance/ dpa
Hamburg/Berlin/Frankfurt am Main - "Es geht um zwei eigenständige Marken unter einem Dach": Die Verlage Aufbau und Eichborn haben am Freitag in Berlin bekannt gegeben, kooperieren zu wollen - zunächst beim Vertrieb. "Die Hoffnung der Mehrheitsgesellschafter" aber, so eine Sprecherin der Aufbau Media zu SPIEGEL ONLINE, "ist die Fusion."
Ludwig Fresenius, Vertreter der Eichborn-Mehrheitsaktionäre, verkündete, er habe mit dem Aufbau-Eigentümer Matthias Koch eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Nun steht noch die Zustimmung der nächsten Eichborn-Hauptversammlung aus. Die dürfte Formsache sein.
Eichborn, im Frankfurter Bahnhofsviertel ansässig, war in den Achtzigern das Verlagshaus westdeutscher Spontis, in Jugendslang geschriebene Bestseller wie "Bockstarke Märchen" sorgten für ein klares Profil des, so die Eigenwerbung, "Verlags mit der Fliege".
Später fand die literarisch ambitionierte Andere Bibliothek hier ihren Platz. Deren Herausgeber Hans Magnus Enzensberger hat sich längst zurück gezogen. Wolfgang Hörner, Leiter des Ablegers Eichborn Berlin, machte sich mit dem Kiepenheuer & Witsch gehörenden Verlag Galliani selbstständig - und hat die
Bestsellerautorin Karen Duve mitgenommen. Karsten Kredel, bislang Eichborn-Cheflektor, geht als Programmleiter Internationale Literatur zu Suhrkamp. Nun ist der Verlag auf der Suche nach einem neuen Verleger, der allen Programmsparten ein unverwechselbares Profil verleiht.
Der dürfte bereits im neuen Berliner Aufbau-Domizil am Kreuzberger Moritzplatz anfangen, in das der Verlag in absehbarer Zeit einziehen soll. Aufbau, zwischenzeitlich im Besitz des den großen Auftritt liebenden Immobilieninvestors Bernd Lunkewitz, und vor knapp drei Jahren gar insolvent, hat eine große Vergangenheit - er galt als der große Literaturverlag der DDR, genießt heute aber eher den Ruf eines Gemischtwarenladens.
Auch nach der Fusion wäre Aufbau-Eichborn eines der kleineren Unternehmen der Branche: Hinter dem Giganten Random House, unter dessen Dach unter anderem Heyne und die DVA publizieren, steht der Bertelsmann-Konzern. Rowohlt und S. Fischer gehören zu Holtzbrinck. Carlsen, Piper und Ullstein sind in Besitz der schwedischen Bonnier-Gruppe.
Der Umzug bedeutet auch eine Stärkung für den Verlagsstandort Berlin - und ist ein weiterer Schlag für die Buchmesse-Stadt Frankfurt. Erst 2010 war der mit Frankfurt eng verknüpfte Suhrkamp Verlag unter größter Anteilnahme der literarischen Öffentlichkeit nach Prenzlauer Berg übergesiedelt.