Krimi-Comeback Wallander wieder auf Verbrecherjagd

Gestresst, überarbeitet, krank: Kommissar Wallander war reif für die Rente. Doch Autor Henning Mankell will seiner berühmten Figur einfach keine Ruhe gönnen. Der Ermittler kehrt zurück - und Krimi-Freunde atmen auf.

Eigentlich wollte Kurt Wallander längst einen Schritt kürzer treten und die Jagd nach kriminellem Gesindel anderen überlassen, vor allem seiner Tochter Linda. Und stattdessen in ein Haus direkt am Meer ziehen, wenn schon nicht mit einer Frau, dann doch zumindest mit einem eigenen Hund. "Es war immer mein Traum, morgens aus dem Bett zu steigen und direkt hinaus ins Freie treten und pinkeln zu können", beichtet Wallander in seinem letzten Roman "Vor dem Frost" der Tochter, als er ein geeignetes und finanzierbares Objekt an der Küste besichtigt, direkt an einem zum Meer abfallenden Hang. Ein idealer Platz fürs Altenteil also - eigentlich.

Es muss eine dieser dunklen Nächte im südschwedischen Schonen gewesen sein, die zu Schwermut und Melancholie verleiten, als Henning Mankell fast zehn Jahre nach seinem ersten Bestseller um den Kult-Kommissar diesen Entschluss fasste und Wallanders Vorruhestand ankündigte. Richtig geglaubt hat der Autor wohl damals schon selbst nicht daran, zumindest tief in seinem Innersten. Immerhin lässt er Tochter Linda sinnieren: "Dies ist kein Haus, in dem mein Vater seine Ruhe finden kann."

So ist es, und die Fans von Wallander wird's freuen. "Kurt geht's gut", sagte der Bestsellerautor jetzt dem SPIEGEL, "er wird wiederkommen, keine Sorge." Mankell verriet auch schon wann: "Nächstes Jahr wird er wieder da sein." Geplanter Titel: "Der China-Mann". Dann wird der schwermütige Ermittler weiter Einsamkeit und Übergewicht, schmerzende Gelenke und den gesellschaftlichen Verfall beklagen. Und dem Bösen auf der Spur bleiben.

Dabei wäre der Ausstieg doch sorgsam inszeniert gewesen. Zehn Bücher von ihm hätte es dann gegeben, zehn Fälle, mit denen sich Mankell in guter historischer Tradition bewegt hätte. Zehn Fälle waren es auch, mit denen das Autoren-Paar Sjöwall/Wahlöö und ihr Kommissar Martin Beck den Ruf des Schweden-Krimis begründeten. Doch dann kommt Kurt: "Warum will ich eigentlich aufs Land?", fragt sich Wallander. Eben.

Über den Inhalt des neuesten Falles möchte Mankell noch keine Details preisgeben. Nur, dass sich Wallander-Freunde wohl sogar noch auch auf einiges mehr gefasst machen dürfen. "Kurt wird Rentner, wenn er Rentner wird", sagt Mankell, "im wahren Leben hätte er noch bis 2011 Zeit, in Pension zu gehen." Das lässt hoffen.

Zuvor wird Vielschreiber Mankell seine Leser aber noch mit anderen Werken beglücken. Schon im September wird in Schweden sein neuester Roman erscheinen, nächsten Frühling wohl auch auf Deutsch: "Italienische Schuhe". Ein "wunderschöner Titel", schwärmt Mankell. Kein Thriller, sondern eine Geschichte über das ganz profane Leben der Menschen in Europa, mit all ihren kleinen Alltagssorgen.

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