Literatur Büchner-Preis für Arnold Stadler
Darmstadt - Die Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt hat Stadler den mit 60.000 Mark dotierten Preis vor allem wegen des lakonischen und ironischen Tons seiner Romane verliehen. Nachdem der Büchner-Preis in den vergangenen zwei Jahren nach Österreich gegangen war - 1997 an H.C. Artmann, 1998 an Elfriede Jelinek - ist nun wieder ein deutscher Autor ausgezeichnet worden.
Der am 9. April 1954 in der badischen Kleinstadt Meßkirch geborene Stadler studierte in München, Rom und Freiburg katholische Theologie. Seine akademische Laufbahn setzte er mit seinem Germanistikstudium in Köln und Bonn fort. Nach langen Reisen, die ihn unter anderem nach Südamerika und in den Nahen und Fernen Osten führten, machte Stadler in den 80er Jahren das Schreiben zu seinem Beruf.
1986 kam Stadlers Gedichtband "Kein Herz und keine Seele" heraus. Mit "Ich war einmal" erschien 1989 der erste Roman seiner halb-autobiographischen Trilogie. Erzählt wird die Geschichte einer schwierigen Jugend in der kleinstädtisch-schwäbisch-allemanischen Provinz der 60er Jahre. Stadlers Autorenkollege Martin Walser würdigte das Buch als "Beginn einer epischen Entfaltung".
1992 folgte der Roman "Feuerland", in dem der Ich-Erzähler nach Patagonien reist. Die zeitliche Lücke zwischen Kindheit und Weltreise füllt sein Werk "Mein Hund, meine Sau, mein Leben" (1994). In diesem Band berichtet der Ich-Erzähler zunächst noch von seiner Kindheit in Meßkirch, der Geburtsstadt des Philosophen Martin Heidegger. Anschließend erzählt er von der Zeit in Rom als Seminarist.
Die Gratwanderung zwischen Tragödie und Komödie, die Stadler in seinen drei Romanen ausbalanciert hatte, inszenierte er auch 1996 in seinem vierten Roman "Der Tod und ich, wir zwei". Im selben Jahr wurde der mehrfach ausgezeichnete Stadler vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg in "die vorderste Reihe der deutschsprachigen Autoren seiner Generation" eingeordnet.
Stadler lebt derzeit als Stadtschreiber im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim. Er wird den Büchner-Preis am 23. Oktober im Rahmen der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung entgegennehmen.
Der Büchner-Preis, der nach dem Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner benannt ist, wird dieses Jahr zum 74. Mal verliehen. Er geht an Autoren, die "durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben". Die bisherige Liste der Preisträger reicht von Gottfried Benn über Heinrich Böll bis zu Botho Strauß und dem Liedermacher und Dichter Wolf Biermann.