Literaturkritiker Nachlassverwalter von Reich-Ranicki gibt Sammelband heraus

Ein Jahr nach dem Tod des Literaturkritikers: Der Nachlassverwalter von Marcel Reich-Ranicki veröffentlicht dessen Essays über die Literatur des Mittelalters bis zur Gegenwart.
Marcel Reich-Ranicki (2011): Verehrung für Goethe und Heine

Marcel Reich-Ranicki (2011): Verehrung für Goethe und Heine

Foto: Peter Endig/ picture alliance / ZB

Frankfurt - Marcel Reich-Ranicki war im vergangenen Jahr am 18. September im Alter von 93 Jahren gestorben. Zum literarischen Nachlassverwalter hatte er den Germanistikprofessor Thomas Anz bestimmt. Nun bringt Anz, der an der Universität Marburg seit Jahren eine Forschungsstelle zu Reich-Ranicki betreut, einen Sammelband mit Kritiken des "Literaturpapstes" heraus.

Das Buch, das sich an eine größere Öffentlichkeit richtet, enthält Essays Reich-Ranickis von der Literatur des Mittelalters bis zur Gegenwart. Anz wird es mit Reich-Ranickis Sohn Andrew, Mathematikprofessor in Schottland, am 10. September in Berlin vorstellen.

Im Sammelband finden sich Reich-Ranickis Huldigungen zu Gedichten des Minnesängers Walther von der Vogelweide genauso wie zur Lyrikerin Mascha Kaléko. Zudem enthält das Werk Reich-Ranickis lobende Texte zu Goethe und Heine sowie Vorbehalte gegenüber dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

Viele Kisten von Reich-Ranickis Nachlass seien aber noch nicht ausgepackt, sagt Anz. Ein Teil der Bücher soll an der Uni für jeden zugänglich sein. Andere - Exemplare mit Widmungen - sollen ins Deutsche Literaturarchiv nach Marbach gehen.

Der Literaturprofessor will auch die frühen polnischen Schriften Reich-Ranickis ins Deutsche übersetzen lassen. Darunter eine deutsche Literaturgeschichte, die hierzulande kaum bekannt sei.

Reich-Ranicki wurde in Polen als Sohn einer jüdischen Familie geboren und wuchs in Berlin auf. Zusammen mit seiner Frau überlebte er das Warschauer Ghetto. 1958 kehrte er aus Polen nach Deutschland zurück. Einem Millionenpublikum wurde Reich-Ranicki, der auch ein großer Unterhaltungskünstler war, mit der ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" bekannt.

kha/dpa
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