Maulkorb für Literaten Widerstand gegen Ausreiseverbot für chinesischen Autor

An der Reise nach Berlin gehindert: Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu
Foto: Eugene Hoshiko/ ASSOCIATED PRESSHamburg/Frankfurt/Berlin - Der Direktor der Frankfurter Buchmesse und der Chef des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin wollen nach eigenen Angaben alles versuchen, um den Besuch des chinesischen Schriftstellers Liao Yiwu in Deutschland doch noch zu ermöglichen. Der international erfolgreiche Autor war vom Haus der Kulturen für den 9. Oktober zu einer Diskussion "in Kooperation" mit der Buchmesse eingeladen worden. Die Ausreise wurde ihm aber von der chinesischen Staatssicherheit verboten, wie Liao Yiwu der "Süddeutschen Zeitung" am Donnerstag sagte.
Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, versicherte daraufhin im "Deutschlandradio Kultur", man werde "auf verschiedenen Kanälen versuchen, dem chinesischen Schriftsteller die Ausreise zu ermöglichen". Die Frankfurter Buchmesse und ihre Partner ließen sich nicht einschüchtern und hielten weiterhin daran fest, "kritische Stimmen einzuladen". In diesem Jahr seien "250 Dissidenten" zu Gast. "Wir werden sehen, ob es da Behinderungen gibt, und werden dann dementsprechend protestieren", kündigte er an.
Der Intendant des Hauses der Kulturen der Welt, Bernd M. Scherer, zeigte sich "entsetzt" ob der Nachricht, dass Liao Yiwu die Ausreise verweigert wurde. Der Autor sei eingeladen worden, "um unterschiedliche Innen- und Außenperspektiven auf China ins Gespräch zu bringen". Auch er sagte, man werde "alle Schritte" unternehmen, um Liao Yiwu in Berlin zu Gast zu haben.
China ist in diesem Jahr Ehrengast der Buchmesse. Der international bekannte Schriftsteller und Dichter Liao hat in seiner Heimat vier Jahre lang im Gefängnis gesessen. 2007 sollte ihm vom unabhängigen chinesischen PEN-Zentrum der Freiheitspreis verliehen werden, was dann aber unterbunden wurde. In deutscher Übersetzung erschien kürzlich Liaos Buch "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten" - Interviews und Reportagen aus der chinesischen Unterschicht.
Mitte September hatte es bei einem von der Frankfurter Buchmesse und China gemeinsam veranstalteten Symposium einen Eklat gegeben: Zunächst waren zwei Regimekritiker auf Druck Chinas ausgeladen worden. Als sie trotzdem am Symposium teilnahmen und eine Erklärung abgaben, verließen Teile der offiziellen chinesischen Delegation den Konferenzsaal.