
Literaturnobelpreisträger: Mo Yan fordert Freiheit für Regime-Kritiker
Literaturnobelpreisträger Mo Yan fordert Freiheit für Regimekritiker
Hamburg - Liu Xiaobo war vor zwei Jahren selbst ein Nobelpreis verliehen worden: der Friedensnobelpreis. "Ich hoffe, er erlangt seine Freiheit so schnell wie möglich", sagte Literaturnobelpreisträger Mo am Freitag vor Journalisten in seiner Heimatstadt Gaomi in der ostchinesischen Provinz Shandong.
Menschenrechtsaktivisten und andere Schriftsteller sagten, Mo sei des Preises nicht würdig. Sie verstehen nicht, warum sich der Literaturnobelpreisträger bislang weigerte, etwas zur Notlage von Liu Xiaobo zu sagen.
Kritik kommt auch vom diesjährigen Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels: Der regimekritische Schriftsteller Liao Yiwu bezeichnete Mo Yan am Freitag als "Staatsautor". Der in China verfolgte Schriftsteller sagte, Mo vertrete das Regime. Zwar habe Mo Yan literarisch eine hohe Ebene erreicht. Es gehe ihm aber nicht um die Menschenrechte im kommunistischen China. "Erstens kommt die Wahrheit, zweitens die Literatur", sagte Liao, der seit seiner Flucht aus China im vergangenen Jahr in Berlin lebt. In seiner Heimat saß der Dissident mehrere Jahre im Gefängnis.
Mo erklärte, er habe in den achtziger Jahren einige von Lius literarischen Kritiken gelesen, aber er hätte kein Verständnis für dessen Werke, seitdem diese politisch geworden seien.
Liu Xiaobo ist einer der prominentesten Inhaftierten Chinas. 2009 wurde er zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 1989 ist Liu politisch aktiv. Er erlebte die Demonstrationen auf dem Platz des himmlischen Friedens und setzt sich seitdem für Menschenrechte in China ein. Liu Xiaobo ist einer der Initiatoren der "Charta 08", die Reformen und den Schutz von Menschenrechten fordert. Seine Frau, die für ihn den Preis entgegennehmen wollte, steht seitdem unter Hausarrest.
Als einer der schärfsten Kritiker der diesjährigen Literaturnobelpreisvergabe gilt der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei. "Einen Nobelpreis an jemanden zu geben, der von der Realität abgehoben lebt, ist eine rückständige und unsensible Verfahrensweise", sagte Ai der Tageszeitung "Die Welt".