
Nadine Gordimer: Die Lieblingsautorin Nelson Mandelas
Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer ist tot
Johannesburg - Sie war eine der großen Erzählerinnen des modernen Südafrika, eine unkorrumpierbare Kritikerin der Rassentrennung - und eine international geschätzte Schriftstellerin: In ihren Romanen und Erzählungen beschrieb Gordimer das System der Apartheid.
In ihrem Roman "Burgers Tochter" erzählte Gordimer die dramatische Geschichte einer weißen Südafrikanerin aus bürgerlichem Haus, die sich zur Kämpferin gegen die Apartheid entwickelt; ihre Eltern werden inhaftiert, sie selbst sieht sich zwischenzeitlich genötigt, das Land zu verlassen. In "Die Hauswaffe" verband Gordimer die wachsende Gewalt in der südafrikanischen Gesellschaft mit einem psychologisch vielschichtigen Familienroman. 1991 erhielt Gordimer den Literaturnobelpreis - als erst siebte Frau in der Geschichte der Auszeichnung.
Geboren wurde Nadine Gordimer im November 1923 bei Johannesburg. 1949 publizierte sie ihre erste Kurzgeschichtensammlung. Insgesamt verfasste Gordimer 15 Romane, über 200 Kurzgeschichten, ungezählte Essays.
Immer wieder war Gordimer dabei Repressalien der südafrikanischen Machthaber ausgesetzt. So wurde ihr Roman "Burgers Tochter" Ende der Siebziger von den Behörden wegen angeblicher kommunistischer Tendenzen verboten und erst nach weltweiten Protesten - unter anderem von Heinrich Böll - freigegeben.
Mit dem sich abzeichnenden Ende des Apartheidregimes im Jahr 1990 trat Gordimer dem wieder zugelassenen ANC bei, der Partei Nelson Mandelas. Bei den ersten allgemeinen freien Wahlen im Land 1994 umwarb die Partei sie als Kandidatin, Gordimer lehnte ab, sie sei Künstlerin, nicht Politikerin.
Als Abrechnung mit dem ANC unter Mandelas Nachfolger Jacob Zuma galt dann Gordimers letzter, 2012 erschienener Roman "Keine Zeit wie diese". Auf die Frage, wie Zuma auf das Buch reagiert habe, antwortete Gordimer im November 2013: "Es heißt, der Präsident lese nicht."
Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE äußerte sie sich damals auch zu den letzten Dingen: "Man kommt auf die Welt, man ist ein Baby, dann wächst man zu einem Kind, erlebt die stürmische Jugend, reift zu einem Erwachsenen. Dann wird man älter, bis man endgültig alt ist. Und dann stirbt man. Das war's." Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort: "Sehen Sie, ich bin Agnostikerin. Ich glaube an keine Religion und an keinen Gott. Ich glaube an zwischenmenschliche Beziehungen."
Im Alter von 90 Jahren ist Nadine Gordimer nun gestorben. Das teilte ihre Familie in Johannesburg mit.