Roman von Ottessa Moshfegh
Hoffnung bringt sie aus der Bahn
Im Roman der US-Autorin Ottessa Moshfegh geht es trist zu, es wird viel zu viel getrunken, und vor Hoffnungsschimmern verschließen ihre Figuren die Augen. "Eileen" ist ein großes, trauriges Buch.
In ihrem Debüt, der Novelle "McGlue", gelang der 1981 geborenen Ottessa Moshfegh eine sehr hübsche Abwandlung des beliebten literarischen Spiels mit einem unzuverlässigen Erzähler: Ihrer Hauptfigur war nicht zu trauen, weil deren Erinnerungen vom Alkoholmissbrauch völlig durcheinander gebracht sind.
Autorin Moshfegh
Foto: Kimiya Ayubi
Alkoholismus spielt nun auch eine Rolle in "Eileen", dem ersten Roman der amerikanischen Autorin, der es gleich auf die Shortlist des Man Booker Prize geschafft hat. Eileen, eine Frau in ihren Zwanzigern, sieht sich in einer Art Schicksalgemeinschaft mit ihrem Vater in einer Kleinstadt in Massachusetts gefangen. Während er den Rest seines einst makellosen Rufes als Polizist versäuft, gibt sie sich als Sekretärin in einer Jugendstrafanstalt ihren Fantasien hin.
Auch hier geht es wieder um die Kraft der Manipulation, die sich die Sehnsucht nach einem besseren Leben zu nutze macht. Ottessa Moshfeghs Figuren sind hart, skrupellos sogar - und doch so leicht aus der Bahn zu bringen, wenn die Hoffnung winkt, denn daran sind sie nicht gewohnt.