Bilanz von Schriftstellervereinigung PEN Mehr als hundert Übergriffe auf Autorinnen und Autoren im vergangenen Jahr

Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga (links mit der ebenfalls angeklagten Julie Barnes) wurde 2022 in ihrer Heimat Simbabwe wegen öffentlicher Anstiftung zu Gewalt und Friedensbruch verurteilt
Foto: Tsvangirayi Mukwazhi / APIm vergangenen Jahr kam es weltweit zu 115 Fällen, in denen Autorinnen und Autoren Schikanen, Verhaftungen und teils tödlicher Gewalt ausgesetzt wurden. Das geht aus der »Case List« der Schriftstellervereinigung PEN International hervor, die ihr deutscher Ableger am Dienstagvormittag veröffentlichte.
Auf den amerikanischen Kontinenten war laut PEN das vergangene Jahr das gefährlichste für Journalistinnen und Journalisten seit Beginn der Zählung. Insgesamt 31 Medienschaffende wurden in Nord- und Südamerika getötet. Weltweit betrug die Zahl der Todesopfer nach Angaben des PEN 68. Mexiko gilt weiterhin als das gefährlichste Land der Welt für Journalisten außerhalb aktiver Kriegsgebiete.
»Angesichts der Brennpunkte Ukraine und Iran gerät leicht aus dem Blick, welche Repressionen Autoren und Journalisten weltweit erdulden: in Bahrain, Ägypten, China oder Simbabwe; in Belarus, wo Friedensnobelpreisträger Ales Beljatzki gerade zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, nur weil er eine Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte gründete; in der Türkei, wo Tausende jahrelang hinter Gittern sind, auch Prominente wie der Verleger Osman Kavala oder der Politiker und Schriftsteller Selahattin Demirtaş, obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ihre Freilassung fordert«, so Cornelia Zetzsche, Vizepräsidentin und Writers-in-Prison-Beauftragte des deutschen PEN.
In nahezu allen Weltregionen wurden Schriftstellerinnen und Schriftsteller laut PEN wegen angeblicher Verstöße gegen die nationale Sicherheit festgenommen, gefoltert und ihrer Freiheit beraubt. In einigen Ländern sahen sich Schriftsteller gezwungen, zu fliehen, wie etwa aus Myanmar und Afghanistan. In mehreren Ländern, darunter Kuba und Nicaragua, kam es zu Zwangsausweisungen und dem damit verbundenen Exil der Autorinnen und Autoren.
Die vollständige Case List, welche jährlich die Informationen zu aktuellen Fällen mitsamt Länderprofilen und Berichten zur weltweiten Situation der Meinungsfreiheit bündelt, ist auf der Website des deutschen PEN abrufbar.